München – Jeder weiß: Wann jemand aufhört zu arbeiten, ändert etwas daran, wie viel er sich im Alter leisten kann. Denn ein früherer Ruhestand bedeutet in der Regel Abschläge bei der Rente. Weniger bekannt ist: Auch wo jemand in Rente geht, macht einen Unterschied – und zwar keinen kleinen. Das zeigt eine Studie des Prognos-Instituts im Auftrag des Gesamtverbands der deutsche Versicherungswirtschaft.
Die Ökonomen setzten für die 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland geschätzte regionale Mieten von 2013 bis 2021 in Bezug zur Durchschnittshöhe der Renten, und errechneten daraus die örtliche Renten-Kaufkraft. Schon unabhängig von der Rente sind die Kaufkraftunterschiede enorm. Denn obwohl die Mietpreise ausnahmslos einen Aufwärtstrend aufweisen, verlief die Entwicklung über die Regionen hinweg unterschiedlich. Das hat Konsequenzen: „So sind in München 1000 Euro rechnerisch nur rund 850 Euro wert. Im Landkreis Görlitz ist die Kaufkraft des Geldes hingegen mit etwa 1220 Euro besonders hoch“, schreiben die Autoren. Der Unterschied zwischen Görlitz und München liege damit bei einem Faktor von rund 1,5. Heißt: „Menschen in Görlitz können mit jedem Euro 1,5-mal so viele Waren und Dienstleistungen kaufen wie in München.“ Zu den teuersten Regionen zählen neben dem Großraum München auch Städte wie Frankfurt und Stuttgart.
Setzt man das ins Verhältnis zu den Altersbezügen, sei das Ergebnis eindeutig. „Rentenbeziehende leben in Ostdeutschland besonders günstig“, schreiben die Autoren. „Denn relativ hohe Renten treffen auf niedrige Lebenshaltungskosten.“ In Gera (Thüringen) lag demnach 2021 die durchschnittliche monatliche Rentenkaufkraft mit 1437 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1036 Euro. Unter den ersten fünf folgen dann vier weitere ostdeutsche Kommunen: Chemnitz, Cottbus, Görlitz und der Spree-Neiße-Kreis. Das liegt nicht nur an den günstigeren Preisen. „In den ostdeutschen Top-Regionen erhalten Rentnerinnen und Rentner monatlich mehr als 1200 Euro und damit gut 200 Euro mehr Rente als der Durchschnitt“, heißt es in der Studie. In strukturschwachen westdeutschen Regionen fällt der Zahlbetrag demnach oft deutlich geringer aus. Trotzdem: „Auch ländliche und norddeutsche Regionen stellen attraktive Wohnregionen für Rentnerinnen und Rentner dar.“
In Bayern sieht es hingegen anders aus. Überdurchschnittlich hohen Lebenskosten stehen oft nicht überdurchschnittliche Renteneinkünfte gegenüber. Kein Wunder, dass drei der fünf Kommunen mit der niedrigsten Rentenkaufkraft 2021 laut Berechnung im Freistaat lagen: Hinter dem Eifelkreis sind Garmisch-Partenkirchen, das Berchtesgadener Land sowie die Städte Regensburg und Freiburg mit je 862 Euro die Regionen mit der geringsten Kaufkraft.