VON CLAUDIA MÖLLERS
Das waren verstörende Bilder von der Küste Schleswig-Holsteins, als ein aufgebrachter Mob Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck daran hinderte, die Fähre von seinem Urlaubsdomizil Hallig Hooge zu verlassen. Mit legitimem Protest gegen angekündigte Kürzungen hat das nichts mehr zu nun – das ist ein kriminelles Vorgehen, das hoffentlich juristisch angemessen bestraft wird.
Dass sich der Bauernverband von diesen persönlichen Attacken distanziert hat, ist das Mindeste. Bevor heute bundesweit die Demonstrationen und Proteste beginnen, muss jedem Bauern und jeder Bäuerin, die auf die Straße gehen, klar sein, dass in einer Demokratie nur friedliche Demonstrationen zielführend sind. Mag sein, dass die Rädelsführer von der Küste sich einfach unter die Bauern gemischt und deren Protest schäbig instrumentalisiert haben: Diese kriminelle Attacke zeigt aber, wie brandgefährlich die Situation ist. Es reicht nicht, dann achselzuckend die Schuld den Trittbrettfahrern zuzuweisen. Landwirte mit ihrem legitimen Recht zum Protest dürfen sich nicht vor den Karren von politisch verwirrten Demokratiefeinden spannen lassen. Auch wenn der Zorn noch so groß ist: Wut ist ein schlechter Ratgeber.
Bayerns Bauern drohen mit Eingriffen in die Infrastruktur, blockierten Autobahnzufahrten und möglichen Lebensmittelengpässen, wenn die Ampel-Regierung nicht alle Kürzungen zurücknimmt: Das zeigt, wie aufgebracht der Berufsstand ist. Aber es entbindet die Landwirte nicht von der Verantwortung, friedlich und im Rahmen der Gesetze zu demonstrieren.
Claudia.Moellers@ovb.net