Nach einem politisch harten Jahr 2023 baut Emmanuel Macron Frankreichs Regierung um. Der Schritt selbst ist nicht überraschend – er gilt als Versuch, der erlahmten zweiten Amtszeit des Präsidenten wieder Leben einzuhauchen. Macron, dem oft ein Söderscher Inszenierungsdrang nachgesagt wird, dürfte dabei weit mehr im Blick haben als sein Image: Es geht auch um sein politisches Vermächtnis.
Noch ist er dreieinhalb Jahre im Amt, danach droht ernsthaft eine Ära unter der rechten Putin-Kuschlerin LePen. Unpopuläre Reformen – etwa der Rente – haben das Land mürbe und Macron unpopulär gemacht. Zuletzt regierten der Präsident und seine glanzlose Regierungschefin Borne oft am Parlament vorbei, weil ihre Partei dort keine eigene Mehrheit mehr hat. Die Mehrheitsverhältnisse werden sich zwar auch mit dem unverschämt jungen neuen Regierungschef Attal nicht ändern. Auf ihm, der auch von Konservativen respektiert wird, liegt aber die Hoffnung neuer Impulse und Kompromisse. Ob das gelingt, weiß kein Mensch. Aber der Versuch ist dringend nötig.
Mit ihm trifft Macron, der zuletzt so oft seinen Instinkt verloren zu haben schien, eine geschickte Wahl. Attal, ein Senkrechtstarter, ist im Land beliebt, politisch respektiert und ein Getreuer des Präsidenten – in Auftritt und politischer Flexibilität fast dessen Abziehbild. Läuft es gut an mit ihm, könnte er sich zum Nachfolgekandidaten für Macron entwickeln, der nicht mehr antreten darf. Für den Aufbau eines solchen ist es jedenfalls höchste Eisenbahn.
Marcus.Maeckler@ovb.net