Die protestierenden Landwirte erleben in diesen Tagen etwas, das für sie ungewohnt sein dürfte – sie stoßen mit ihrem Anliegen nicht nur auf Gehör in der Bevölkerung, sondern auch auf große Zustimmung. Jeder, der bei einer Kundgebung dabei war, hat Menschen am Straßenrand erlebt, die den Daumen reckten oder Applaus spendeten. Kritische Stimmen, der ohnehin schon hoch subventionierte Nährstand lege egoistisch alle paar Tage den Verkehr lahm, sind nur vereinzelt zu hören – noch.
Und doch sollten die Landwirte in ihrem Groll aufpassen. Denn auch bei ihnen wird es – in nicht allzu ferner Zukunft – einen Kipppunkt geben, ab dem das Wohlwollen in Genervtheit umschlägt. Dann wäre der Druck auf die Ampel dahin, ihren Kurs zu korrigieren oder aufzugeben. Zudem müssen auch die Bauern Bereitschaft signalisieren, in einen Dialog mit der Politik zu treten. So ist das nun mal in einer pluralistischen Demokratie.
Fatal wäre, wenn der Bauernprotest dort landet, wo die Letzte Generation schon ist. Deren Anliegen, den Klimawandel beherzter einzudämmen, ist bedeutend weitreichender: Es geht um die künftigen Lebensgrundlagen. Doch damit dringen die Klimakleber nicht mehr durch, nachdem sie sich zu riskanten und illegalen Aktionen haben hinreißen lassen – etwa gewaltsames Eindringen in Flughäfen oder Abseilen von Autobahnbrücken.
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