Tallinn – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Idee eines möglichen Waffenstillstands im Abwehrkampf seines Landes gegen Russlands Angriff strikt abgelehnt. Von einer Feuerpause werde nur Russland profitieren, sagte Selenskyj am Donnerstag in Estland nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Alar Karis in Tallinn. Sie würde weder zu einem endgültigen Kriegsende noch zu einem politischen Dialog mit Russland führen.
Russland habe ein „großes Defizit“ bei Drohnen, Artillerie und Raketen und könnte dann weiter aufrüsten. Es sei kein Zufall, dass sich Moskau beim Iran und bei Nordkorea mit Waffen eindecke, sagte Selenskyj. Auch gebe eine Feuerpause Russland die Chance, sich neu zu positionieren und neu zu formieren. „Wir sehen, dass dieses Defizit ihre Widerstandsfähigkeit auf dem Schlachtfeld beeinflusst.“
Lettland wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Abwehrkampf gegen Russland leisten. Das nächste Hilfspaket werde Haubitzen, 155-mm-Artilleriemunition, Systeme zur Panzer- und Flugabwehr sowie Raketenwerfer, Geländefahrzeuge, Handgranaten, Hubschrauber und weitere Ausrüstung umfassen, sagte Staatspräsident Edgars Rinkevics am Donnerstagabend nach einem Treffen mit Selenskyj.
Bei seinem Staatsbesuch in Estland fügte Selenskyj seinem Standard-Look einen besonderen Akzent hinzu: Auf dem olivgrünen Pullover des 45-Jährigen waren am Donnerstag in Tallin im linken Brustbereich in klein Koordinaten gestickt. Sie kennzeichnen den Ort des von ukrainischen Raketen Mitte April 2022 im Schwarzen Meer versenkten russischen Kreuzers „Moskwa“ (Moskau).