Die Zahlen aus der Wirtschaft, die kurz vor dem Angriff auf Huthi-Stellungen über die Nachrichten-Ticker kamen, ließen ahnen, dass US-Präsident Joe Biden reagieren musste: Nur noch die Hälfte der üblichen Fracht läuft wegen der Angriffe aus dem Jemen derzeit über das Rote Meer. Der weltweite Export ist zu Umwegen von bis zu 20 Tagen gezwungen, die engmaschigen Handelsketten reißen. Biden stand im Zwiespalt: In den USA wurde ihm vorgeworfen, zu zögerlich zu agieren. Und die arabischen Verbündeten warnten ihn, ein Militär-Schlag gegen die Huthis würde die Gefahr eines Flächenbrands erhöhen. In der Tat hängt nun alles davon ab, wie der Iran reagieren wird. Bidens Berater hoffen, dass es ausgeht wie 2016, als schon einmal US-Tomahawks Huthi-Stellungen zerstörten: Danach stoppte die jemenitische Schiiten-Truppe ihre Attacken auf westliche Frachter.
Doch heute ist die Situation angesichts des Gaza-Kriegs und der Spannungen im Iran ungleich gefährlicher: Die Mullahs in Teheran, die die Protestwelle gegen das Kopftuch nur mit brutaler Gewalt niederschlagen konnten, stehen nach dem IS-Anschlag vom 3. Januar mit 89 Todesopfern enorm unter Druck. So absurd der Vorwurf von Irans Präsident Ebrahim Raisi auch ist, die IS-Miliz sei von Israel „ausgebildet“ worden: Der Cocktail aus all diesen unterschiedlichen Konflikten mischt sich zu unkalkulierbarer Sprengkraft.
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