WIE ICH ES SEHE

Denn wäre nicht der Bauer…

von Redaktion

Jetzt wehren sich die Bauern mit ihren Treckern gegen alles, was nach ihrer Meinung grüne Regierungen in Bund, Land oder in Brüssel ihnen schon angetan haben. Die Sache mit der Kraftfahrzeugsteuer und der Dieselsubvention ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Erschreckend sind nicht die Demonstrationen, sondern die Schwäche der Politik, die dadurch in nur einer Woche offengelegt wurde.

Landwirtschaftliche Maschinen fahren auf Äckern und kaum auf Straßen. Deswegen ist deren Befreiung von der Kraftfahrzeugsteuer keine Subvention, sondern Gebot der Gesetzeslogik. Diese Regierung aber in ihren selbst geschaffenen Haushaltsnöten ist offenbar so unbedarft, dass sie die Systemwidrigkeit der Streichung im Vorfeld nicht erkannt hat.

Der zweite Skandal aber ist, dass dieselbe Regierung, die alles umbauen will, durch ein paar Trecker-Demonstrationen sofort veranlasst wird, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Wo kommen wir hin, wenn sich herumspricht, dass man den Staat so leicht erpressen kann? Wie Pontius Pilatus tritt der grüne Landwirtschaftsminister vor die Bauern, um ihnen zu sagen, dass er seine Hände in Unschuld wäscht. Wieso? Er wurde angeblich übergangen bei dieser für sein eigenes Ressort so einschneidenden Entscheidung. Er war aber zu feige, für die Bauern zu kämpfen. Ein Minister, der eine wesentliche Entscheidung des Kanzlers in seinem eigenen Ressort für falsch hält, muss sich wehren, ja eventuell sogar mit Rücktritt drohen. Beispiele dafür aus der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik gibt es.

Die Bauern gehen nicht daran zugrunde, wenn demnächst die Dieselsubventionen wegfallen sollten. Aber sie verzweifeln daran, dass seit Jahren grüne Stadtmenschen, die gar keine Nähe zur Natur haben, den Bauern vorschreiben, wie sie wirtschaften sollen. Das Reizvolle an der Arbeit des Landwirtes war nie das Geldverdienen, sondern die Freiheit, so zu wirken, wie es für die landwirtschaftliche Produktion richtig ist. Landwirte müssen sich verhöhnt fühlen, wenn es plötzlich heißt, sie hätten nachhaltiger zu wirtschaften. Ihr Leben war immer bestimmt von der Liebe zur Ackerkrume, die über Generationen auf den eigenen Höfen immer weiter optimiert worden ist. Die schöne Landschaft um uns herum ist nicht in sieben Tagen der Schöpfung entstanden. Generationen von freien Bauern haben sie entwickelt, dieselben Bauern, denen heute verboten wird, auf den eigenen Feldern Maßnahmen für Pflanzenschutz und angemessene Düngung zu ergreifen.

Wozu man die Landwirte ermutigen muss, ist fortschrittliche Wirtschaftsweisen schneller anzugehen, statt auf Brüsseler Subventionen zu schielen. Dank digitaler Techniken kann heute viel ressourcensparender der Boden bearbeitet und gedüngt werden. Das Verbot von Neuerungen wie genetisch verbesserte Pflanzen muss fallen. Die deutschen Grünen aber haben es dahin gebracht, dass Landwirte als Umweltschädlinge angesehen werden, denen man, wie eigentlich allen Selbstständigen, von Grund auf Misstrauen entgegenbringen muss. Das erzeugt Wut nicht nur bei den Landwirten, sondern ebenso bei den Mittelständlern, die gerade dabei sind, sich den Bauern-Protesten anzuschließen.

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VON DIRK IPPEN

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