Washington – Die USA und Großbritannien haben als Reaktion auf die Attacken der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer in der Nacht zu Freitag Stellungen der Miliz im Jemen bombardiert. In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Regierungen beider Staaten und andere Verbündete, darunter Deutschland, die Angriffe dienten der „Deeskalation der Spannungen und der Wiederherstellung der Stabilität“. Die Rebellen drohten mit Vergeltung.
US-Präsident Joe Biden erklärte, die „erfolgreichen“ Angriffe hätten eine Reihe von Huthi-Zielen getroffen. Es handele sich um eine „direkte Antwort“ auf die „beispiellosen“ Attacken der Huthi auf Handelsschiffe, fügte er hinzu. Der britische Premierminister Rishi Sunak bezeichnete die Luftangriffe als „begrenzt, notwendig und angemessen“ – und als Akt der „Selbstverteidigung“.
Die USA und Großbritannien erhielten bei ihrem militärischen Vorgehen Unterstützung von Australien, Bahrain, Kanada und den Niederlanden. Mit den Angriffen hätten die Möglichkeiten der Huthi-Miliz, den Welthandel und das Leben internationaler Seeleute auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu bedrohen, gestört und geschwächt werden sollen, hieß es in einer Erklärung von zehn Ländern.
Die Nato stellte sich hinter die Luftangriffe. „Diese Angriffe waren defensiv und dienten dazu, die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu erhalten“, erklärte Nato-Sprecher Dylan White. Er rief den Iran auf, er müsse „seine Stellvertreter zügeln“.
Nach US-Angaben wurden 60 Ziele an 16 Huthi-Standorten angegriffen. Ein US-Vertreter sagte, die Angriffe hätten Raketen- und Radarstellungen gegolten. Der von den Huthi betriebene Fernsehsender Al-Masirah meldete, die Angriffe richteten sich gegen einen Luftstützpunkt, Flughäfen und ein Militärlager.
Indes nimmt die geplante EU-Marinemission zur Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer Gestalt an. Nach übereinstimmenden Diplomatenangaben beraten Vertreter der Mitgliedsländer am Dienstag in Brüssel erstmals über das Mandat für die Mission. Im Gespräch sind zunächst drei Fregatten, die Handelsschiffen Geleit geben sollen.
Die Huthi-Rebellen drohten den USA und Großbritannien Vergeltung für die Luftangriffe an. „Amerika und Großbritannien müssen sich darauf vorbereiten, einen hohen Preis zu zahlen und die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Aggression zu tragen“, sagte der stellvertretende Huthi-Außenminister Hussein Al-Essis.
Der Iran verurteilte die Angriffe auf die von Teheran unterstützten Rebellen. Außenamtssprecher Nasser Kanani sprach von einer „willkürlichen Aktion“, einem „Verstoß“ gegen das Völkerrecht und einer Verletzung der Souveränität des Jemen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Angriffe als „unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt“ und fügte hinzu, die USA und Großbritannien wollten „das Rote Meer in ein Blutbad verwandeln“. Man höre jedoch von „verschiedensten Seiten, dass die Huthi erfolgreich reagieren“.
Oman, Vermittler in dem Bürgerkrieg im Jemen, warnte vor einer Eskalation in der Region. Russland sprach von „zerstörerischen Zielen“ und beantragte eine Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat.