Wiesbaden/München – Es war eine gnädige Leihgabe, damit die CDU den Wahlkampf nicht an die Wand fährt. Vor rund einem Jahr schickte Alexander Dobrindt einen seiner engsten Vertrauten nach Hessen, um dort den heiklen Landtagswahlkampf mitzuorganisieren. Der junge Stratege, Benedikt Kuhn heißt er, scheint dort nicht alles falsch gemacht zu haben. Der 37-Jährige wird jetzt, für Außenstehende überraschend, Politiker – auf der Schlüsselstelle als Chef der Staatskanzlei.
Das geht aus der schwarz-roten Ministerliste von Regierungschef Boris Rhein (CDU) hervor. Dass Rhein die Wahl am 8. Oktober gewonnen hat, dürfte zu einem guten Teil auf Kuhn zurückzuführen sein. Er setzte einen emotionalen Wahlkampf auf, der stark bayerische Ideen der letzten zehn Jahre trug; ähnliche Themen von Familienförderung, Stabilität, Migration bis zum leidigen Länderfinanzausgleich. Beobachter fühlten sich an Dobrindts 2013er-Wahlkampf erinnert, als die CSU letztmals die absolute Mehrheit holte. In Hessen reichte es für 35 Prozent.
Rhein will Kuhn nun halten. Der neue Staatskanzleichef, der zuvor in der Berliner CSU-Landesgruppe Dobrindts Strategie-Chef war und zwischendurch bei einer Agentur arbeitete, wird im Rang eines Staatssekretärs angesiedelt. Eine klassische CSU-Karriere, Junge Union aufwärts, hat der gebürtige Friedrichshafener nicht absolviert, redet nicht bairisch, kennt aber die Union vor allem aus Berlin gut. „Er ist ein erstklassiger politischer Stratege mit herausragender politischer Analysefähigkeit“, sagt Dobrindt.
Der Rest des Kabinetts hatte sich so abgezeichnet: Nach dem Innenressort greift der amtierende Justizminister und Ex-Richter Roman Poseck (CDU). Auf SPD-Seite spannend: Vizeregierungs-chef und Wirtschaftsminister soll der SPD-Bundestagsabgeordnete Kaweh Mansoori (35) werden, ein gelernter Anwalt. Die regionale SPD-Chefin, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, bleibt in Berlin.
CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER