Kampf gegen überfüllte Notaufnahmen

von Redaktion

Lauterbach stellt Pläne zur Reform der Akutversorgung in Krankenhäusern vor – Stärkung der Telemedizin

Berlin – Ärzte kennen das. In Notaufnahmen haben sie nicht nur Notfälle zu betreuen, sondern auch Personen, die sich die Wartezeit in der Praxis sparen wollen, oder – ein Extremfall – nachts etwas gegen ihre Kopfschmerzen brauchen. Künftig sollen Patienten mit akuten Beschwerden weit seltener in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt werden. Ziel einer groß angelegten Notfallreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) soll es sein, dass die Hilfesuchenden bereits am Telefon oder vor Ort im Krankenhaus verstärkt in eine nahe Praxis geschickt werden. Viel öfter sollen Versicherte auch telemedizinisch betreut werden. Insgesamt sei eine „große Reform“ geplant mit „einem unfassbar großen Potenzial, um Geld zu sparen und gleichzeitig die Versorgung zu verbessern“, sagte Lauterbach. Sie soll ab 2025 gelten.

Heute sind die Notfallambulanzen häufig überfüllt – Ärzteorganisationen beklagen seit Jahren, dass vor allem am Wochenende dort auch viele Menschen mit leichteren Beschwerden vorstellig würden. Lauterbach erläuterte, 25 bis 30 Prozent der Fälle aus Notfallambulanzen könnten auch in Arztpraxen behandelt werden.

Die Notaufnahmen sollen künftig in neue Integrierte Notfallzentren aufgehen. Pro 400 000 Einwohner sei ein Zentrum geplant. Zu diesen Zentren soll auch je eine ambulante Notdienstpraxis in unmittelbarer Nähe gehören. Die Einschätzung, wo die Patienten versorgt werden sollen, soll an einem sogenannten gemeinsamen Tresen stattfinden.

Im Kern ziele die Reform darauf ab, dass Patienten dort behandelt werden, wo es am besten und schnellsten gehe, so Lauterbach. Das muss nicht immer das Krankenhaus sein. „In vielen Fällen ist die notdienstliche Akutversorgung sehr viel sinnvoller.“ Häufig genüge auch der Besuch der Hausarztpraxis am nächsten Tag.

Die unter der Rufnummer 116 117 erreichbaren Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen sollen ausgebaut werden. Sie sollen mit den unter 112 erreichbaren Rettungsleitstellen vernetzt werden. So soll es künftig egal sein, welche der beiden Nummern man wählt. Patienten sollen dort dann eine Ersteinschätzung bekommen, wohin sie gehen sollen. Wählt ein Notfall-Patient die 116 117, soll er beispielsweise auch auf diese Weise einen Krankenwagen geschickt bekommen können.

Auch Telemedizin soll ausgebaut werden, wie Lauterbach erläuterte. Wenn der Arzt telefonisch oder per Video einen Praxis- oder Klinikbesuch als nicht nötig erachtet, soll so auch ein elektronisches Rezept oder eine elektronische Krankschreibung ausgestellt werden können.

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