Trumps Triumph in Iowa

von Redaktion

VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Washington – Dass Donald Trump in Iowa beim Vorwahlstart der US-Republikaner gewinnen würde, war von allen Demoskopen erwartet worden. Am Ende wurde es aber sogar ein Triumph, mit dem der Präsidentschaftskandidat Geschichte schrieb. Denn noch nie hat ein Republikaner in dem Bundesstaat im Mittleren Westen mit so großem Vorsprung vorn gelegen.

Nach letzten Auszählungen bekam Trump, der damit auch sein Ergebnis von 2016 übertraf, rund 51 Prozent der Stimmen – gefolgt von Ron DeSantis mit rund 21 Prozent und Nikki Haley mit rund 19 Prozent. DeSantis ist Gouverneur von Florida, während Haley einst als Gouverneurin von South Carolina und UN-Botschafterin amtierte. Schon eine halbe Stunde nach Öffnung der Wahllokale hatten US-Medien Trump als Sieger erklärt – sehr zum Ärger der Unterstützer anderer Bewerber, die noch für ihre Kandidaten um Unterstützung warben.

Mit dem Triumph in Iowa – ein konservativer Bundesstaat, in dem die Agrarwirtschaft dominiert – geht Trump auch als Favorit in die nächste Vorwahlrunde am 23. Januar in New Hampshire. Dort gelten die Wähler allerdings als eher unabhängig, und in der Vergangenheit gab es dort oft andere Sieger als in Iowa. Der enorme Vorsprung Trumps in Iowa zeigt, dass die vier Strafanklagen gegen ihn spurlos an seiner Wählerschaft vorbeigehen.

Sollte Trump seine Siegesserie fortsetzen, könnte es zu einem erneuten Duell im November mit Joe Biden kommen. Selbst wenn er in einem der Strafverfahren verurteilt würde, wären die darauffolgenden Berufungsverfahren vermutlich noch nicht bis zum Wahltag abgeschlossen.

Sowohl Trump als auch Biden leiden allerdings unter schwachen landesweiten Umfragewerten. Der 81-jährige Demokrat Biden hat derzeit mit einer Zustimmungsquote von 33 Prozent den niedrigsten Wert seiner Amtszeit. Bei den Demokraten wird nun diskutiert, ob die Partei den derzeitigen Präsidenten davon überzeugen soll, seine Kandidatur aus Altersgründen zurückzuziehen. Dann wäre der Weg frei für Bidens Stellvertreterin Kamala Harris oder einen anderen Kandidaten wie Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Auch die frühere First Lady Michelle Obama meldete sich in den letzten Monaten immer häufiger in der Öffentlichkeit, sodass eine überraschende Last-Minute-Bewerbung von ihr nicht völlig ausgeschlossen wird.

Die Ergebnisse von Iowa zeigen, dass Trump überraschend beliebt unter Hochschul-Absolventen ist – sowie bei jenen, die sich als „politisch gemäßigt“ bezeichnen. Trump hatte noch 2022 als stark angreifbar gegolten, weil bei den Kongress-Zwischenwahlen vor allem Bewerber verloren hatten, hinter die sich der frühere Präsident gestellt hatte. Zudem sieht sich Trump insgesamt 91 Anklagepunkten ausgesetzt, die sich auch auf Versuche beziehen, die Wahl 2020 annullieren zu lassen. Trump wirft Biden bis heute vor, die Abstimmung durch massive Manipulationen für sich entschieden zu haben. US-Gerichte sahen für diese Behauptung jedoch keine Beweise. Bis heute stilisiert sich Trump als Opfer politischer Verfolgung durch das Biden unterstellte Justizministerium. Diese Thesen haben offensichtlich bei den Bürgern in Iowa großen Anklang gefunden.

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