Lange haben die guten Neujahrsvorsätze der Ampelregierung, Deutschlands taumelnden Unternehmen keine weiteren bürokratischen Mühlsteine um den Hals zu hängen, nicht gehalten: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck lässt die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Homeoffice prüfen – und preist das als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Gerade so, als wüssten die Arbeitgeber nicht selbst, dass sie mit Angeboten für flexible Arbeitsmodelle im harten Wettbewerb um neue Mitarbeiter punkten können.
Unausrottbar ist besonders im linken politischen Spektrum der Glaube, Arbeitnehmer seien wehrlos den Launen und antiquierten Vorstellungen der Arbeitgeber ausgelieferte Geschöpfe, denen Vater Staat zu Hilfe eilen müsse. Das ist ein falsches und von der Realität längst überholtes Arbeits- und Gesellschaftsbild. Und eine Beleidigung des mündigen Arbeitnehmers: Wer etwas kann, kann sich den Job heute aussuchen, und nichts spricht angesichts des akuten Nachwuchsmangels dafür, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird.
Die Arbeitswelt ist zu vielgestaltig, als dass sie sich mit Gesetzen regulieren ließe, die alle und alles über einen Kamm scheren. Wo mobile Arbeit möglich und sinnvoll ist, sollte nicht der Staat entscheiden, sondern Betrieb und Mitarbeiter in gutem Einvernehmen. Die Verzweiflung der Betriebsinhaber über die mangelnden Lernfortschritte dieser Regierung ist verständlich – und auch die Überlegung mancher Chefs, ihr Glück doch lieber im Ausland zu suchen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net