Es war immer schon ein Spagat, das Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) als Teil des Oktoberfests zu veranstalten – jedenfalls aus Sicht vieler Besucher. So mancher hat den Eindruck gehabt, die Leistungsschau der Landwirte sei ein kurioses Beiwerk zur internationalen Partyzone nebenan. Vielleicht ist über die Jahrzehnte bei vielen auch das Bewusstsein für die Wurzeln geschwunden. Dafür, dass das Oktoberfest einst vor allem ein Pferderennen war. Dafür, wie sehr Ackerbau und Viehzucht unser Land geprägt haben. Letztlich auch dafür, warum dann alle vier Jahre eine Messe für Landmaschinen neben Riesenrad und Achterbahn stattfinden soll.
Die Tatsache, dass das ZLF jetzt abgesagt wurde, weil sich nicht genug Aussteller angemeldet haben, passt da ins Bild, ist aber auch in anderer Hinsicht bedenklich. Die oft diagnostizierte Spaltung zwischen Stadt und Land: Hier zeigt sie konkrete Folgen. So mancher Maschinen-Hersteller präsentiert seine Produkte lieber auf dem Karpfhamer Fest als auf der Wiesn. Das spart Geld, ist nah an der Zielgruppe – und schafft Distanz zum Stadt-Publikum, das Bauern vielfach als dieselndes Feindbild betrachtet. Ob wir diesen Trend einfach laufen lassen wollen, sollten wir uns gut überlegen.
Ulrich.Heichele@ovb.net