Washington – Es ist ein schnödes Video, das am Sonntag einschlägt wie eine Bombe. „Wenn es irgendetwas gäbe, was ich tun könnte, um ein günstiges Ergebnis zu erzielen, mehr Wahlkampfstopps, mehr Interviews, würde ich es tun“, sagt Ron DeSantis darin. „Aber ich kann von unseren Unterstützern nicht verlangen, dass sie freiwillig ihre Zeit opfern und ihr Geld spenden, wenn wir keinen klaren Weg zum Sieg haben.“ Das war es also: Kurz vor der zweiten Vorwahl in New Hampshire steigt er aus dem Kandidatenrennen der US-Republikaner aus. Es bleiben Donald Trump und Nikki Haley.
Bisher sah es so aus, als hätte die frühere UN-Botschafterin bei der Abstimmung am Dienstag durchaus Chancen gegen Trump. Doch mit DeSantis’ Ausstieg haben sich ihre Erfolgsaussichten verschlechtert. Denn die Unterstützer des Gouverneurs von Florida dürften zu Trump überlaufen. Zwar sind DeSantis Umfragewerte in New Hampshire im einstelligen Bereich. Doch seine Botschaft ist klar: „Auch wenn ich mit Donald Trump Meinungsverschiedenheiten habe (…), ist Trump dem derzeitigen Amtsinhaber Joe Biden überlegen.“ Man könne nicht zur neu verpackten „alten republikanischen Garde“ in Form von Haley zurückkehren.
Bei der ersten Vorwahl im streng religiös geprägten Iowa vor einer Woche wurde die als etwas moderater geltende Haley nur Dritte, DeSantis Zweiter. Trump fuhr einen Erdrutschsieg ein, gewann mit gut 30 Prozentpunkten Abstand zu den beiden. In landesweiten Umfragen ist sein Vorsprung vor Haley und DeSantis noch größer. Das Rennen scheint gelaufen, bevor es richtig angefangen hat.
Der Bundesstaat mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern sei im Prinzip nicht wichtig für den Vorwahlkampf, sagt Andrew Smith von der University of New Hampshire. Dort gebe es kaum Delegierte für den Nominierungsparteitag der Partei zu gewinnen. Doch entscheidend sei, welche Geschichte nach der Abstimmung in New Hampshire in den Medien stehe, sagt Smith. Würde Haley hier gewinnen, gäbe es in den kommenden Wochen positive Berichterstattung und viel Rückenwind. Das sei unbezahlbar. „Wenn Trump in New Hampshire gewinnt, ist er der Kandidat. Das Spiel ist vorbei.“
Die 52-jährige Haley profitiert in New Hampshire von der eher moderaten Wählerschaft – dass sich ein Erfolg für sie in anderen Bundesstaaten fortsetzen würde, ist daher nicht sicher. Bereits vor seinem Ausstieg aus dem Rennen sah es aus, als ob DeSantis New Hampshire abgeschrieben hatte. Der 45-Jährige, der in Florida die Rechte von Minderheiten beschneidet und die Freiheit der Lehre einschränkt, konzentrierte sich eher auf die Vorwahl in South Carolina Ende Februar.
„Das Geld war nicht da, um weiterzumachen“, sagte ein führender DeSantis-Spender dem US-Sender CNN. Mit seinem frühen Ausstieg aus dem Rennen kann er dem Wahlkampf nun ein Ende bereiten, bevor er noch weitere empfindliche Niederlagen eingefahren hätte. Und sich dann möglicherweise auf eine Kandidatur bei der US-Wahl 2028 konzentrieren.
War einst DeSantis Trumps größter Konkurrent im Rennen um die Kandidatur, konzentrierte sich Trump nun vermehrt auf Haley. Der oft wenig charismatisch und hölzern wirkende DeSantis war in den letzten Monaten in Umfragen eingebrochen, Haley hat sich nach oben gekämpft. Die beiden lagen in landesweiten Befragungen ungefähr gleich auf – Trump hatte jedoch immer noch einen Vorsprung von jeweils mehr als 50 Prozent zu den beiden.
Dass er in Haley zuletzt eine Gefahr sah, zeigten seine verbalen Attacken auf die Tochter indischer Einwanderer. Er verbreitete etwa die falsche Behauptung, Haley könne nicht Präsidentin werden, weil ihre Eltern bei ihrer Geburt keine US-Staatsbürger waren. Da wirkt es fast schon zynisch, dass Haley im Wahlkampf immer wieder betont, die USA seien kein rassistisches Land. Trumps Rassismus relativiert sie: „Das ist es, was er tut, wenn er sich unsicher fühlt. Ich nehme diese Dinge nicht persönlich, es stört mich nicht.“
DeSantis hin oder her, Haley will weitermachen. „Ich werde kämpfen und ich werde gewinnen“, sagte sie nach dem Rückzug des Konkurrenten. Wie stark sie sei, zeige, dass nur noch sie als ernsthafte Gegnerin Trumps übrig sei. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass es Haley auf das Amt der Vizepräsidentin abgesehen haben könnte. Sollte Trump sie dafür auswählen, wäre das ein kluger Schachzug, weil er gemäßigtere Republikaner auf seine Seite ziehen könnte.