Geisel-Verlies in Gaza entdeckt

von Redaktion

Israels Militär präsentiert mutmaßliches Gefängnis in Tunnel – Netanjahu: Keine Kapitulation vor Hamas-Forderung

Gaza/Tel Aviv – Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen einen Tunnel gefunden, der in Teilen als Verlies für aus Israel verschleppte Menschen gedient hat. „Nach dem, was wir wissen, sind darin 20 Geiseln in stickiger Luft mit wenig Sauerstoff und furchtbarer Luftfeuchtigkeit, die das Atmen erschwert, festgehalten worden“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend.

Der Tunnel sei unter dem Haus eines Hamas-Terroristen in Chan Junis entdeckt worden. Zu der Verlies-Stelle seien israelische Soldaten gelangt, nachdem sie einen unterirdischen Gang in einer Tiefe von 20 Metern etwa einen Kilometer entlanggegangen waren. Die Geiseln hätten sich dort zu unterschiedlichen Zeiten befunden, einige von ihnen seien inzwischen durch einen Austausch gegen palästinensische Häftlinge freigekommen. Die Befreiung der anderen 136 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, habe für die Armee höchste Priorität. „Die Bemühungen werden durch technische Mittel, Sondereinheiten und nachrichtendienstliche Informationen, die wir ständig optimieren, unterstützt“, sagte Hagari.

In Israel demonstrierten am Samstag tausende Menschen für ein Ende des Gaza-Kriegs, damit die Geiseln ihre Freiheit wiedererlangen können. Anders als die Regierung und die Armeeführung glauben sie – wie die meisten Angehörigen der Geiseln – nicht daran, dass die von der Hamas verschleppten Menschen auf militärischem Wege befreit werden können.

Während Israels Armee die Kämpfe im Gazastreifen fortsetzt und die Spannungen im gesamten Nahen Osten zunehmen, schlägt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im eigenen Land scharfer Gegenwind entgegen. Davon beeindrucken lässt er sich allerdings nicht. Er arbeite „rund um die Uhr“ an der Befreiung der Geiseln, sagte Netanjahu in einer Videobotschaft vom Sonntagabend. „Aber damit es klar ist: Ich weise die Kapitulationsbedingungen der Hamas-Monster aufs Entschiedenste zurück.“

Die Hamas würde für die Freilassung der Geiseln ein Ende des Krieges, den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen und den Fortbestand ihrer Regierungsmacht im Küstenstreifen verlangen. Außerdem würde sie die Freilassung jener „Mörder und Vergewaltiger“ fordern, die Israel nach dem brutalen Überfall am 7. Oktober gefangen genommen hatte. Netanjahu sagte, er sei „nicht bereit, einen derart tödlichen Schlag gegen die Sicherheit Israels zu akzeptieren“.

Die USA drängen indes zur Lösung der Krise auf die Schaffung eines eigenständigen palästinensischen Staates. Netanjahu wies jedoch die Darstellung von US-Präsident Joe Biden zurück, eine Zweistaatenlösung nach dem Gaza-Krieg sei mit ihm als Regierungschef grundsätzlich machbar. „Ich werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die volle israelische Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans geht – und das steht im Widerspruch zu einem palästinensischen Staat“, schrieb er auf der Plattform X.

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