Wut und die Angst, etwas zu verlieren, treiben Menschen in Deutschland in den Dunstkreis radikaler Demokratiefeinde. Es sind zwei scheinbar völlig widersprüchliche Entwicklungen, die zu wachsender Unsicherheit unter den Bürgern führen: Einerseits delegieren immer mehr Menschen die Verantwortung für das Gelingen ihres Lebens an den Staat. Gleichzeitig bäumen sich Menschen gegen den Kontrollwahn des Staates auf.
Beobachtungen, die etwa auch dem Erfolgsautor und Benediktinerpater Anselm Grün Sorgen machen. Was zugleich den Finger in die Wunde legt: Mit dem Wegbrechen des vorpolitischen Raums ist ein Vakuum entstanden, das breite Schichten der Bevölkerung in einer beängstigenden Orientierungslosigkeit zurückgelassen hat.
Es braucht in dieser Zeit überparteiliche Institutionen, Verbände und Persönlichkeiten, die der Verunsicherung das Gefühl des Zusammenhalts entgegenstellen. Einen charismatischeren Bundespräsidenten, der die Lust an der Eigenverantwortung wecken kann. Die Kultur, die Träume und Visionen von Gemeinschaft weckt. Schulen, die Kinder zu starken, selbstbewussten und kritischen Menschen erziehen, die zugleich auch ihre soziale Verantwortung erkennen. Auch Kirchen, die sich nicht nur um sich selbst drehen, sondern sich um die Seelen der Menschen kümmern. Verunsicherung und Angst schaffen keine Lösungen für die Zukunft. Mut statt Wut ist jetzt das Gebot der Stunde.
Claudia.Moellers@ovb.net