Tel Aviv/Gaza – Ihre Verzweiflung ist mit Händen zu greifen. Israelische Angehörige von Hamas-Geislen haben am Montag die Sitzung eines Parlamentsausschusses gestürmt – dabei kam es zu emotionalen Szenen. Sicherheitsbeamte versuchten, die 20 Männer und Frauen am Eindringen in den Sitzungsraum zu hindern. Auf Videos waren Handgreiflichkeiten zu sehen, einige der Angehörigen riefen erbost in den Saal hinein.
„Sie werden nicht hier rumsitzen, während sie sterben“, stand auf einem der Plakate, die sie mitführten. Die Angehörigen forderten die Abgeordneten auf, mehr zu tun, um die Geiseln, die in der Gewalt der islamistischen Hamas sind, freizubekommen.
Die Angehörigen erhöhen seit einiger Zeit den Druck auf die Politik, insbesondere auf Premierminister Benjamin Netanjahu. Der bleibt jedoch bislang bei seinem Kurs. Bei einem Treffen mit weiteren Angehörigen am Montag sagte Netanjahu, es gebe „keinen echten Vorschlag“ zur Freilassung weiterer Geiseln. „Auf der anderen Seite gibt es eine Initiative von uns, zu der ich keine Einzelheiten nennen werde.“
Medien zufolge werden Israel und die Hamas auch von den USA, Ägypten und Katar zu einem Verhandlungsprozess gedrängt, der zur Freilassung von Geiseln und dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen führen soll. Die Verhandlungen sollten in den nächsten Tagen in Kairo fortgesetzt werden, berichtete das „Wall Street Journal“. Der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, werde den Chef des ägyptischen Geheimdienstes in der Hauptstadt treffen, berichtete die „New York Times“ in der Nacht zum Montag unter Berufung auf US-Beamte.
Auch die EU erhöht den Druck auf Israel, sich einer Zweistaatenlösung mit den Palästinensern anzunähern. „All diejenigen, die davon nichts wissen wollen, haben bisher keine andere Alternative auf den Weg gebracht“, kritisierte Außenministerin Annalena Baerbock am Montag bei einem EU-Treffen in Brüssel.