GDL-Streik

Zur maximalen Eskalation bereit

von Redaktion

DIRK WALTER

Es ist der längste Bahnstreik seit 30 Jahren – und kein Ende absehbar. In diesem aufgewühlten Land, inmitten von Bauernprotesten, Massendemos gegen Rechts und rechtsextremen Deportationsfantasien, wäre etwas Mäßigung gut. Ein XXL-Bahnstreik, der wegen des Ausstands im Güterverkehr sogar die Versorgungssicherheit bedrohen kann, ist so ziemlich das Letzte, was Deutschland benötigt. Doch das große Ganze, der gesellschaftliche Frieden im Land, ist dem GDL-Chef herzlich schnuppe.

Man mache sich nichts vor: Die kleine GdL ist ein eingeschworener Haufen, die Funktionäre ihrem Herrn und Meister blind ergeben. Motto: Claus (Weselsky) macht das schon. Auch Aufrufen zu noch härteren Streiks werden die Mitglieder folgen. So wie die Dinge stehen, wird die Bahn nachgeben müssen, anders wird es nicht gehen, auch wenn es nach Erpressung riecht. Die Absenkung der Arbeitszeit und die Abkehr von der in der Tat sehr langen Laufzeit des Tarifvertrags sind Knackpunkte.

Es herrscht bei der GDL ein regelrechter Hass auf Vorstände im DB-Konzern, den der GDL-Boss rhetorisch immer weiter anheizt. „Arroganz der Macht im Bahntower“, „Nieten in Nadelstreifen“, „Vollpfosten“ – an Verbalinjurien ist kein Mangel. Das hat mit einem normalen Tarifkonflikt nicht mehr viel zu tun. Doch an einer Sozialpartnerschaft alter Schule liegt Weselsky nichts, was mit seiner DDR-Sozialisation zusammenhängen mag. De facto gefährdet die GDL das soziale Gefüge. Der Ruf nach einem Eingriff in die Tarifautonomie, nach einer Beschränkung von Streikrechten wird lauter. Nicht ausgeschlossen, dass die Politik nach einem Ende des Bahnstreiks hier eingreifen wird. Auch das wird Weselsky egal sein – er ist ja dann in Rente.

Dirk.Walter@ovb.net

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