Tel Aviv/Gaza – Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind noch nie so viele israelische Soldaten bei einem einzelnen Zwischenfall getötet worden. 24 Soldaten kamen am Montag im Gazastreifen ums Leben. 21 starben, als zwei Gebäude explodierten und einstürzten, teilte Militärsprecher Daniel Hagari mit. Es sei einer „der schwierigsten Tage seit Kriegsausbruch“ gewesen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. „Ich trauere um unsere heldenhaften, gefallenen Soldaten.“ Der Krieg gehe in ihrem Namen sowie für das Leben aller Israelis weiter, so Netanjahu. „Wir werden nicht aufhören zu kämpfen bis zum vollständigen Sieg.“
Armeesprecher Hagari schilderte den tödlichen Zwischenfall so: Die meisten Einsatzkräfte hätten sich in den Häusern oder in deren Nähe aufgehalten. Sie hätten beide Gebäude vermint, um sie zu sprengen. Die Explosionen seien wahrscheinlich eine Folge der Minen. Die Ursache der Detonation werde untersucht, sagte Hagari. Zugleich hätten Palästinenser bei dem Vorfall am Montagnachmittag eine Rakete auf einen Panzer abgefeuert, der die Soldaten sichern sollte. Die Getöteten seien Reservisten der Armee gewesen.
In Israel nimmt der Druck auf die Regierung weiter zu. Immer wieder demonstrieren tausende Menschen dafür, die Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzuholen. Dort halten Terroristen israelischen Regierungsangaben zufolge noch immer 132 Menschen fest, die sie am 7. Oktober entführt haben. Israel geht davon aus, dass 27 von ihnen nicht mehr leben.
Mehrere freigelassene Hamas-Geiseln und deren Angehörige haben israelischen Medien zufolge von sexualisierter Gewalt während der Gefangenschaft im Gazastreifen berichtet. „In diesem Moment wird jemand in einem Tunnel vergewaltigt“, sagte die Tochter einer freigelassenen Frau der Zeitung „Times of Israel“ vor Abgeordneten des Parlaments. Die Geiseln hätten „nichts Unrechtes getan“, sagte sie. Ihre Ende November freigelassene Mutter sagte Berichten zufolge, die Terroristen behandelten die Mädchen in Gefangenschaft wie Puppen, mit denen sie machen könnten, was sie wollten. „Ich kann nicht atmen, ich kann nicht damit umgehen, es ist zu schwer. Es ist fast vier Monate her, und sie sind immer noch da.“
Israels Führung hat einem Medienbericht zufolge nun eine zweimonatige Feuerpause vorgeschlagen, um die Geiseln freizubekommen. Das Angebot, das Ägypten und Katar übermittelt worden sei, sehe einen Rückzug israelischer Truppen aus den Bevölkerungszentren des Gazastreifens vor, meldete das US-amerikanische Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf israelische Beamte. Ein Ende des Krieges, das die Hamas für die Freilassung weiterer Geiseln bislang verlangt, bedeutet der Vorschlag jedoch nicht. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Seitdem ließ Israels Regierung wenig Bereitschaft erkennen, sich auf Zugeständnisse für weitere Geiselfreilassungen einzulassen.
Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ arbeiten mehrere arabische Länder an einer Friedenslösung. Diese sehe unter anderem vor, dass Saudi-Arabien im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates Israel die Anerkennung anbietet. Die Details würden noch ausgearbeitet, bisher sei die Haltung Israels aber ablehnend. Die USA, Deutschland und die EU verstärken derzeit den Druck auf Gegner einer Zweistaatenlösung, zu denen auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie ultrarechte Mitglieder des Kabinetts zählen. Vor dem Krieg hatte Saudi-Arabien unter US-Vermittlung bereits Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel geführt, die dann aber zum Erliegen kamen. Die Hamas wollte die Annäherung zwischen beiden Ländern eigenen Angaben zufolge mit ihrem Terrorangriff torpedieren.