Religion in der Grundschule

Die Kirche im Dorf lassen

von Redaktion

VON DIRK WALTER

Es ist ein spannender Weg, den Bayerns neue Kultusministerin Anna Stolz da betritt. Sie will als Folge des Pisa-Schocks mehr Deutsch und Mathe in der Grundschule – und dafür anderswo Stunden einsparen. Welche, darüber sollen die Schulen selbst entscheiden, nur Sport ist tabu, nicht aber Religion. Schon bekommt die CSU Schnappatmung. Gemach, sie sollte die Kirche im Dorf lassen. Dass möglicherweise eine von drei (!) Religionsstunden in der 3./4. Jahrgangsstufe gestrichen wird, ist kein Weltuntergang. Vieles spricht für das von Stolz gewählte Verfahren, der viel beschworenen „Schulfamilie“ Freiraum zu lassen. Wenn Lehrer und Eltern der Meinung sind, drei Stunden Religion seien sinnvoll und lieber Englisch oder Werken kürzen wollen, dann sei es so. Aber auch der andere Weg sollte erlaubt sein. Werte werden in der Grundschule ja nicht nur in Religion oder Ethik vermittelt.

Die übergriffige Intervention der CSU zeigt ein Grundproblem: Sie hat 2018 das Kultusministerium für nicht mehr so wichtig erachtet und es den Freien Wählern überlassen. Jetzt hat sie den Salat. Permanent aus der Staatskanzlei in den Salvatorplatz hineinzuregieren, wird nicht gehen. Zuletzt kümmerte sich sogar der Ministerpräsident höchstselbst liebevoll um die Stundentafel der Grundschule. Wofür braucht es dann ein Kultusministerium, wenn Markus Söder alles selbst erledigt?

Dirk.Walter@ovb.net

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