VON GEORG ANASTASIADIS
Jetzt streiken in Deutschland sogar schon die Klimakleber! Die Letzte Generation legt ihre Arbeit wegen erwiesener Erfolglosigkeit frustriert nieder und überlässt die Straßen künftig den Demonstranten gegen Rechts, die auf mehr gesellschaftlichen Rückhalt hoffen können. Erreicht haben die Weltuntergangsapostel mit ihren nervtötenden Aktionen das Gegenteil des Gewollten: Vielen Bürgern geht das Thema, für das sie sensibilisiert werden sollten, inzwischen gehörig auf den Wecker. Ihr ganz persönlicher Kipppunkt ist überschritten. Sie sehnen sich zurück nach Maß und Mitte statt nach unsinnigen Blockaden, stupiden Kunstwerk-Attacken und Armageddon-Geschrei.
Künftig will die „Letzte Generation“ deshalb nicht mehr Pendler auf dem Weg zur Arbeit drangsalieren, sondern mit – hoffentlich originelleren – „ungehorsamen Versammlungen“ an Flughäfen, Pipelines und in Betrieben auf ihre Ziele aufmerksam machen oder Politiker vor laufenden Kameras zur Rede stellen. Lange genug hat es gedauert, bis den deutschen Klimarebellen auffiel, dass ihr Protest allmählich Züge eines Klassenkampfes von oben gegen unten angenommen hat: Es hat eine hässliche soziale Unwucht, wenn zumeist junge Aktivisten aus gut situierten Akademikerhaushalten Pflegern und Verkäuferinnen auf der Fahrt zum Job den Weg versperren. Eines ist jetzt schon klar: Die Letzte Generation wird sich anstrengen müssen im Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit. Das Klima ist den Menschen wichtig, ihr Auskommen und Leben im Hier und jetzt aber auch. Und zuletzt haben Bauern, Lokführer und Anti-AfD-Marschierer die spektakulärere Show abgezogen.
Georg.Anastasiadis@ovb.net