Lehrer wollen aus Test aussteigen

Späte Rache an Mr. Pisa

von Redaktion

DIRK WALTER

Der Erfinder des Pisa-Tests, der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher, ist konservativen Lehrerverbänden seit jeher verhasst. Zu oft hat Mr. Pisa sie mit provokativen Spitzen zur andauernden sozialen Ungerechtigkeit an Schulen in Deutschland geärgert. Seine früheren Plädoyers für Ganztags- und Gemeinschaftsschulen reizten manche Bildungsexperten hierzulande bis aufs Blut. Jetzt gibt es endlich Gelegenheit zur Rache. Schleicher hat sich mit ungeschickten Äußerungen in die Nesseln gesetzt. Natürlich ist sein Lehrer-Bashing ein „No-Go“. Und sein Lob für die autoritären Drill-Schulen Chinas klingt gänzlich unerträglich. Doch deshalb aus den Pisa-Tests auszusteigen, wie es etwa der Deutsche Philologenverband fordert, wäre ganz falsch.

Unglückliche Äußerungen rechtfertigen nicht den Ausstieg aus einem erprobten Messverfahren. Die Pisa-Tests sind ein notwendiger Weckruf, auch wenn man die Hysterie, die solche Vergleichsstudien stets erzeugen, nicht nachvollziehen kann. Sie erzeugen Druck für Kurskorrekturen. Ohne den jüngsten Pisa-Test beispielsweise gäbe es jetzt keine – notwendige – Stärkung von Deutsch und Mathe in der Grundschule in Bayern. Solche Reformprozesse angestoßen zu haben, ist das bleibende Verdienst von Mr. Pisa.

Dirk.Walter@ovb.net

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