Die US-Luftschläge vom Wochenende gegen Ziele in Syrien, im Irak und im Jemen werden von einer grundsätzlichen Frage begleitet: Werden sie ausreichen, um den Iran zu beeindrucken, dessen befreundete Milizen seit Längerem amerikanische Stützpunkte in der Region attackiert haben? Die Antwort dürfte ein klares Nein sein. Solange Teheran nicht direkt einen Preis zahlen muss, werden sich die religiösen Führer im Iran bequem zurücklehnen und andere die Stellvertreterkriege führen lassen. Hinzu kommt, dass US-Präsident Joe Biden nahezu täglich beteuern lässt, dass man keinen direkten Konflikt mit Teheran wünscht – eine Aussage, die alle Karten offen auf den Tisch legt und nicht abschreckend wirkt.
Auch dass die Luftangriffe Tage vorher angekündigt wurden, war kein taktisches Meisterstück. Überzeugende Sicherheitspolitik sieht anders aus, doch die Absicht Bidens war schon zuvor klar geworden, als er mehr als 160 Attacken ohne wesentliche Abschreckung hingenommen hatte: nur so viel tun, dass man ihm im Wahljahr keine latente Untätigkeit vorwerfen kann. Dabei ist die Gefahr eines gerne von sogenannten Nahostexperten zitierten „Flächenbrandes“ gering: Der Iran will auf keinen Fall eine direkte Konfrontation, weil damit auch die fortschreitende Arbeit an einer nuklearen Bewaffnung – dem größten Preis für die Mullahs – gefährdet werden würde.
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