Machtkampf in der Ukraine

Die Einigkeit ist dahin

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Die Offensive 2023 ist gescheitert, die westliche Hilfe dramatisch eingebrochen. Der Ukraine gehen nicht nur Munition und Waffen, sondern auch die Soldaten aus. Für die zunehmend schwierige Lage will Präsident Selenskyj nun den Oberbefehlshaber General Saluschnyj zum Sündenbock machen – und ihn feuern. Damit beschert Selenskyj Wladimir Putin einen weiteren Sieg, denn die bislang unerschütterliche Einigkeit der Ukrainer im Kampf gegen den Aggressor Russland war eine der großen Stärken im Ringen mit dem mächtigen Nachbarn.

Nun sind die Risse in dieser Einigkeit nicht mehr zu kaschieren. Nicht nur beim ukrainischen Militär, sondern auch in der Bevölkerung wird die Entlassung des populären Generals als Manöver Selenskyjs gesehen, der sich so auch einen künftigen politischen Rivalen vom Hals schaffen will. Selenskyj macht Saluschnyj für die gescheiterte Offensive verantwortlich. Der General wiederum gibt der Politik die Schuld daran, dass die Ukraine die heimische Rüstungsproduktion nicht ausreichend gesteigert habe.

Im Hintergrund dieses Machtkampfs schwebt die Frage, ob die erschöpften Ukrainer bereit sein müssen, für eine Verhandlungslösung auf Gebiete zu verzichten. Doch derartige Überlegungen werden ohnehin erst dann relevant, wenn Kiew wieder militärische Erfolge vorweisen kann. Je deutlicher Putin Schwäche in Kiew wittert, desto mehr setzt er auf seinen totalen Sieg.

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