San Salvador – El Salvadors umstrittener Präsident Nayib Bukele steht vor einem klaren Sieg bei der Wahl in dem mittelamerikanischen Land – obwohl ihm eine zweite Amtszeit laut Verfassung nicht gestattet wäre. Nach Auszählung von 70 Prozent der Stimmzettel kam der Staatschef auf 83 Prozent, wie das Oberste Wahlgericht mitteilte. Bukele ist für einen harten Kurs gegen Kriminalität und einen autoritären Stil bekannt.
Noch während die Stimmen ausgezählt wurden, hatte sich der 42-Jährige zum Sieger erklärt. Seine Partei Nuevas Ideas habe mindestens 58 der 60 Sitze im Parlament errungen, schrieb er. Vor Anhängern sagte er: „Die gesamte Opposition wurde pulverisiert.“
Zur Stimmabgabe waren rund 6,2 Millionen Bürger aufgerufen, darunter 741 000 Salvadorianer im Ausland. „Hier gibt es keine Spaltung. Die Salvadorianer haben in voller Freiheit und Demokratie dafür gestimmt, den bisherigen Weg weiterzuverfolgen“, sagte Bukele. Den Vorwurf, er regiere autokratisch und lasse Unschuldige massenhaft inhaftieren, wies er zurück. „El Salvador war die Mordhauptstadt der Welt.“ Jetzt sei es das sicherste Land des amerikanischen Kontinents.
Eigentlich untersagt die Verfassung El Salvadors die direkte Wiederwahl des Präsidenten. Regierungstreue Verfassungsrichter ließen Bukele aber für eine zweite Amtszeit zu. Um das Verbot zu umgehen, ließ sich der Staatschef am 1. Dezember für sechs Monate beurlauben – bis zum Tag der Amtseinführung am 1. Juni. Eine loyale Beamtin übernahm das Tagesgeschäft. Der Ex-Bürgermeister San Salvadors ist seit 2019 Präsident. Im Kampf gegen kriminelle Banden ließ er 2022 den Ausnahmezustand erklären. Mehr als 75 000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden verhaftet.