Jeder Blockbuster-Regisseur weiß, dass man Geschichten möglichst mit einem Knalleffekt beginnt und die Spannung dann langsam steigert. Im Film mag das funktionieren, in der Politik ist die Methode hingegen untauglich. Die Aktivisten der Letzten Generation werden das bald feststellen. Zwei Jahre haben sie die Eskalation gesucht und die Menschen genervt. Künftig möchten sie einen Schritt weiter gehen – und von den eben noch Leidtragenden ihrer Aktionen gewählt werden.
Die Kleber a. D. wollen sich neu erfinden, ins EU-Parlament einziehen und dort fürs Klima kämpfen. Man könnte das als Beispiel für gelebte Demokratie sehen, für Engagement und Gestaltung. Wahrscheinlicher aber ist es nur ein Beleg für die Orientierungslosigkeit einer Gruppe, die sich verrannt hat. Ihre bisherigen Methoden waren selten konstruktiv. Und nie mehrheitsfähig.
Das Tragische ist, dass ihr Anliegen immer berechtigt war, ihre Verzweiflung authentisch. Doch um in einer Zeit, in der die Menschen aus vielerlei Gründen erschöpft sind, Klimaschutz die angemessene Aufmerksamkeit zu verschaffen, braucht es mehr als bloß radikale Willkür. Dafür ist eine Bewegung nötig, die gesellschaftlich akzeptiert ist und umgekehrt die politischen Spielregeln respektiert. „Fridays for Future“ mag auf internationaler Ebene eine tiefe Krise durchlaufen, aber in Deutschland sind sie eine solche Kraft. Die klimapolitische Geschichte der Letzten Generation hingegen nähert sich ihrem Ende.
Marc.Beyer@ovb.net