Fan-Proteste im Fußball

Die Gefahr des Kipppunkts

von Redaktion

VON GÜNTER KLEIN

In der Fußball-Bundesliga ist alles vermarktet, sogar der Spielball. Den stellt das Unternehmen Derbystar. Wer die letzten Wochenenden in die „Sportschau“ geriet, könnte jedoch auch meinen, Dunlop sei der offizielle Ausrüster. Denn es flogen Tennisbälle über den Rasen wie sonst nur sommers in Wimbledon.

Schokotaler, Tennisbälle, neuerdings Fahrradschlösser an den Toren – der Protest der Fanszenen ist bislang überwiegend kreativ. Und sein Anlass auch legitim: Der Beschluss der Dachorganisation Deutsche Fußball-Liga (DFL), Anteile an einen Investor aus der Private-Equity-Branche zu veräußern, steht auf einem wackligen, da nicht sehr breiten Fundament. Wir beklagen viele Auswüchse des Fußballs, daher sollten wir froh sein, wenn aus seiner Mitte Widerrede formuliert wird.

Unter Druck stehen nun beide Seiten – auch die Fans. Denn bei jedem Protest kann es Kipppunkte geben: Verärgerung bei anderen Stadionbesuchern, die zum Nach-Hause-Kommen auf Verkehrsverbindungen angewiesen sind und zeitliche Planungssicherheit brauchen, Verstörung bei denen, die es dann doch als drüber empfinden, wenn Banner mit Funktionären im Fadenkreuz gezeigt werden. Die Klimabewegung hat erfahren müssen, dass Aktionen auch einem gut gemeinten Anliegen schaden können. Die Investorendebatte sollte nun, wenn wir schon beim Tennis sind, in den Tie-Break kommen.

Guenter.Klein@ovb.net

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