VON GEORG ANASTASIADIS
Die Münchner Sicherheitskonferenz 2024 beginnt mit einem weltpolitischen Ausrufezeichen. Der Besuch von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in der Münchner Synagoge wird den Bruch zwischen Israel und den Vereinten Nationen nach den Hamas-Gräueln des 7. Oktober unter Beteiligung palästinensischer Mitarbeiter des UN-Hilfswerks UNRWA nicht kitten. Aber er ist eine wichtige Geste, dass Guterres den Konflikt mit Jerusalem im Gazakrieg nicht vollends eskalieren lassen will.
Dem Portugiesen und der von ihm geführten UNO ist nicht zu widersprechen, wenn sie von Israel ein maßvolles Vorgehen seiner Armee in Gaza verlangen. Doch hat er sich zu früh und zu klar auf die Seite von Palästinensern und Hamas geschlagen, als dass die Vereinten Nationen im Nahostkrieg eine Vermittlerrolle spielen könnten. Das schwer verwundete Israel beweinte gerade seine Toten, da meldete sich Guterres mit dem Satz zu Wort, der Terror habe ja nicht „in einem Vakuum“ stattgefunden. Nicht nur in den Ohren der Israelis, sondern aller Juden in der Welt klang das wie eine Rechtfertigung des Massakers. Trauer und Enttäuschung schlugen in Wut um, als bekannt wurde, dass zahlreiche UN-Mitarbeiter in Gaza aktiv an den Hamas-Morden beteiligt waren. Schon zuvor war an Gazas UN-Schulen der Hass auf Israel gelehrt worden.
In den Vereinten Nationen sieht eine von Russland und China angeführte Mehrheit in Israel heute ein post-koloniales, mit dem bösen Westen paktierendes Unrechtsregime am Werk. Bei aller Sorge über Fehler der Regierung Netanjahu: Nichts könnte falscher sein als das. Für viele Juden ist das von der Hamas und ihren Freunden im Iran tödlich bedrohte Land letzte Zuflucht und Überlebensgarantie in einer feindlich gesinnten Welt. Mit einem Besuch in einer Münchner Synagoge wird der selbst unter Druck geratene Guterres die Wunden nicht heilen können. Die UN hat in Nahost ausgespielt. Bleibt zu hoffen, dass Israel beim Vorrücken in Gaza wenigstens auf den Rat seiner Freunde hört.
Georg.Anastasiadis@ovb.net