Debatte um Aschermittwoch

Im Graubereich des guten Geschmacks

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Der Spaß ist den Grünen vergangen. Umweltministerin Steffi Lemke reagiert jedenfalls maximal unlustig, wenn sie Markus Söder für seinen Honecker-Vergleich in Passau gleich einen „bewussten Angriff“ unterstellt und ihn auf seine Rolle als „Verfassungsorgan“ hinweist. Das klingt, als sei Söder persönlich verantwortlich, wenn Bauern andernorts Grünen-Veranstaltungen stören. Doch man muss sauber trennen: hier legitime politische Debatte, dort Pöbler mit justiziablen Beschimpfungen.

Klar ist: Aschermittwoch, Karneval, aber auch Veitshöchheim und Nockherberg haben schon immer davon gelebt, zu überspitzen und Grenzen von Humor oder gutem Geschmack auszureizen. Wenn man die Söder-Debatte also führen will, lautet die Frage eher: Sind sie in Zeiten von Sozialen Medien überhaupt noch zeitgemäß? Dort findet sich selbst nach verbalen Misstritten immer noch jemand, der das Niveau weiter senkt. Gestern war das die JuLi-Vorsitzende Franziska Brandmann, die zu Söder und dessen Gemeinsamkeiten mit seinem Hund twitterte: „Scheißt am liebsten ins eigene Haus.“ Puh!

Es gehört zu den Kuriositäten unserer Zeit, dass immer mehr fragen, was man noch sagen darf – gleichzeitig aber alle Hemmungen fallen. Vielleicht sollten wir uns einfach auf die gute alte Kinderstube besinnen. Kontrollfrage: Wie sehr würde es mich verletzten, wenn jemand anderes das über mich sagt?

Mike.Schier@ovb.net

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