Der Spaß ist den Grünen vergangen. Umweltministerin Steffi Lemke reagiert jedenfalls maximal unlustig, wenn sie Markus Söder für seinen Honecker-Vergleich in Passau gleich einen „bewussten Angriff“ unterstellt und ihn auf seine Rolle als „Verfassungsorgan“ hinweist. Das klingt, als sei Söder persönlich verantwortlich, wenn Bauern andernorts Grünen-Veranstaltungen stören. Doch man muss sauber trennen: hier legitime politische Debatte, dort Pöbler mit justiziablen Beschimpfungen.
Klar ist: Aschermittwoch, Karneval, aber auch Veitshöchheim und Nockherberg haben schon immer davon gelebt, zu überspitzen und Grenzen von Humor oder gutem Geschmack auszureizen. Wenn man die Söder-Debatte also führen will, lautet die Frage eher: Sind sie in Zeiten von Sozialen Medien überhaupt noch zeitgemäß? Dort findet sich selbst nach verbalen Misstritten immer noch jemand, der das Niveau weiter senkt. Gestern war das die JuLi-Vorsitzende Franziska Brandmann, die zu Söder und dessen Gemeinsamkeiten mit seinem Hund twitterte: „Scheißt am liebsten ins eigene Haus.“ Puh!
Es gehört zu den Kuriositäten unserer Zeit, dass immer mehr fragen, was man noch sagen darf – gleichzeitig aber alle Hemmungen fallen. Vielleicht sollten wir uns einfach auf die gute alte Kinderstube besinnen. Kontrollfrage: Wie sehr würde es mich verletzten, wenn jemand anderes das über mich sagt?
Mike.Schier@ovb.net