Wenn die deutschen katholischen Bischöfe am Montag in Augsburg zur Frühjahrsvollversammlung zusammenkommen, weht ihnen ein scharfer Wind entgegen. Sie müssen sich mit einer Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung mit erschütternden Erkenntnissen befassen. Nur vier (!) Prozent der befragten Katholiken bezeichnen sich als gläubig und fühlen sich mit der Kirche verbunden.
Die Bischöfe sind sich untereinander alles andere als einig, wie man darauf reagieren soll. Den Reformern um den Vorsitzenden Georg Bätzing, den Mainzer Bischof Kohlgraf, den Münchner Kardinal Marx und den Essener Bischof Overbeck steht eine starke konservative Gruppe von Bischöfen gegenüber, die eine Schwächung der bischöflichen Macht keinesfalls hinnehmen wollen. Doch welche Bedeutung hat ein Hirte, wenn die Schafe in Scharen davonlaufen? Wie soll da eine Weitergabe des Glaubens gelingen? Die katholischen Bischöfe müssen diese erschreckenden Signale endlich ernst nehmen und gemeinsam einen neuen Weg einschlagen, sonst geht auch der Gesellschaft ein wichtiges Korrektiv verloren. In Zeiten von Krieg, Hassparolen, gefährdeter Demokratie, Antisemitismus und wachsender Gewaltbereitschaft können Kirchen dem Zusammenhalt dienen. Aber da müssen die Bischöfe mit gutem Beispiel vorangehen.
Claudia.Moellers@ovb.net