Wladimir Putin plant ein ganz spezielles Gegenprogramm zur Münchner Sicherheitskonferenz: Das russische Militär setzt alles daran, die seit Monaten heftig umkämpfte ostukrainische Stadt Awdijiwka genau an diesem Wochenende zu erobern, da sich die ganze Welt – unter Ausschluss des Kreml – in München trifft.
Awdijiwka ist für die Ukrainer längst mehr als ein strategisch wichtiger Punkt. So viele Opfer forderte die Verteidigung der Stadt, dass sie zum Symbol des ukrainischen Widerstands gegen die Aggressoren geworden ist. Putin würde Awdijiwka nun gerne zum Symbol der russischen Kriegswende umfunktionieren, doch noch die ganze Ukraine zu „entnazifizieren“ – sprich: zu besetzen und zu unterdrücken. Das große Thema der Sicherheitskonferenz ist es, sich diese Gefahr nicht nur bewusst zu machen, sondern konkrete Folgen daraus zu ziehen. Wolodymyr Selenskyj wird alles versuchen, im persönlichen Gespräch auch US-republikanische Politiker davon zu überzeugen, welch dramatische Folgen an der Front die im Kongress blockierte US-Unterstützung hat.
Neben dem drohenden Fall Awdijiwkas überschattet der Märtyrer-Tod Alexej Nawalnys diese Siko. Egal ob er an mangelnder medizinischer Versorgung, an den Spätfolgen des Giftanschlags von 2020 oder gar an einer weiteren Attacke im Auftrag des Kreml starb: Putin ist verantwortlich für den Tod seines Erzfeindes. Er fühlt sich inzwischen innenpolitisch derart unantastbar, dass er trotz der bevorstehenden Präsidentenwahl-Show Proteste der Nawalny-Anhänger nicht mehr fürchtet. Wladimir der Schreckliche geht über Leichen. Auch das sollte den Entscheidern, die sich in München versammeln, eine Lehre sein.
Klaus.Rimpel@ovb.net