VON GEORG ANASTASIADIS
Die merkwürdige schwarz-grüne On-Off-Beziehung hat mal wieder den Beziehungsstatus „derzeit getrennt“ erreicht: CDU-Chef Merz, der die Grünen erst zum „Hauptgegner“ und dann zum möglichen Partner erklärte, schließt eine Koalition „derzeit“ doch wieder aus. Offenbar waren die Irritationen in der Union über die Wiederannäherung größer als gedacht, vor allem vor den Wahlen in Ostdeutschland. Stattdessen werden nun wieder schmachtende Blicke zwischen CDU und FDP ausgetauscht. Und FDP-General Bijan Djir-Sarai säuselt gar, in Sitzungen mit CDU und CSU müsse er „nicht jedes Mal die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft erklären“.
Alte Liebe rostet eben nicht – vor allem jetzt, da sich in der Union die Hoffnung breitmacht, dass die Liberalen ihren derzeitigen Partnern SPD und Grüne doch noch den Laufpass geben könnten. Dafür spricht der immer schrillere Ton, der im Streit zwischen den Ampelfreunden angeschlagen wird. Ganz ungeniert nehmen FDP-Spitzenleute im neusten Krach um die Asyl-Bezahlkarte das Wort Koalitionsbruch in den Mund. Umgekehrt hielt der Grüne Robert Habeck es für eine gute Idee, die Liberalen auf der Siko auf offener Bühne zu attackieren.
Das sind Szenen einer Ehe, die ein vorzeitiges Ende deutlich wahrscheinlicher erscheinen lassen als die Scheidung durch den Wähler zum regulären Termin 2025. Mit seiner Forderung nach der – für SPD und Grüne unerfüllbaren – „Wirtschaftswende“ à la FDP hat deren Chef Christian Lindner die Tür zum Koalitionsausgang bereits weit geöffnet. Auch wenn es für schwarz-gelbe Mehrheiten aktuell nicht reicht, wartet nebenan mit einem Blumenstrauß schon die Union. Lindner muss nur noch durch die Tür hindurchgehen.
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