Tel Aviv/Gaza – Im gesamten Gazastreifen gehen die schweren Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Hamas unvermindert weiter. Augenzeugen berichteten gestern von Gefechten in Chan Junis im Süden sowie in Seitun und Schejaija, zwei Vierteln der Stadt Gaza im Norden. Auf Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP waren zudem Palästinenser zu sehen, die nach einem Luftangriff auf Rafah im äußersten Süden des Gazastreifens die Ruinen eines Hauses in Augenschein nahmen.
Die israelische Armee teilte mit, am Dienstag in Seitun „dutzende Terroristen“ getötet und „dutzende Ziele“ zerstört zu haben. Zudem hätten die Streitkräfte ihren Einsatz in der als Hamas-Hochburg geltenden und zuletzt heftig umkämpften Stadt Chan Junis „verstärkt“ und „etwa 20“ Hamas-Kämpfer getötet.
Der Palästinensische Rote Halbmond teilte unter Berufung auf die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mit, dass eine Notunterkunft in Al-Mawasi westlich von Chan Junis beschossen worden sei, in der Mitglieder der Organisation und ihre Familien untergebracht seien. Dabei seien mindestens zwei Menschen getötet worden.
Die erneuten Kämpfe im nördlichen Gazastreifen erfolgen vor dem Hintergrund wachsender internationaler Besorgnis über die katastrophale humanitäre Lage, insbesondere rund um Rafah an der Grenze zu Ägypten, wo über eine Million Palästinenser aus anderen Regionen Zuflucht gesucht haben.
Gestern wurde der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sowie die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas in Kairo erwartet, bevor er heute nach Israel weiterreist. Die Hamas fordert einen Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug aus dem Küstenstreifen. Israel seinerseits will seine Offensive so lange fortsetzen, bis die Hamas vernichtet ist und alle israelischen Geiseln befreit sind.
Bei einem israelischen Angriff im Süden des Libanon ist unterdessen eine Frau getötet worden. Die Tochter der Frau sei schwer verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA. Von der israelischen Armee hieß es, Kampfjets hätten Kommandozentren der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen. Insgesamt seien drei Kommandozentren attackiert worden. Israelische Artillerie habe zudem zwei Ziele im Nachbarland beschossen, „um eine Bedrohung zu entfernen“.