Eklat auf der Berlinale

Ein Bärendienst für die Kulturszene

von Redaktion

VON KATJA KRAFT

Unerträglich sind nicht nur die Worte, die auf der Berlinale-Bühne fielen. Unerträglich ist auch, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth jetzt agiert. Bei der Preisverleihung noch Klatschen von der Ministerin nach den Reden, in denen Israel Genozid und Apartheid vorgeworfen wurde. Zwei Tage und massive Kritik später zeigt sich Roth dann plötzlich schockiert ob der „von tiefgehendem Israel-Hass geprägten“ Worte. Damit erweckt sie wie schon während der von Antisemitismus geprägten documenta 15 den Eindruck, nicht zu überreißen, welch zerstörerische Wirkung ihr paradoxes Agieren hat.

Es ist das höchste Kulturgut, das wir haben: unsere Sprache. Umso beschämender, dass ausgerechnet in Teilen der Kulturszene so wenig Sinn für die vergiftende Macht der Worte vorzuherrschen scheint. Einseitige Vorwürfe gegen Israel auf offener Bühne und der Applaus darauf befeuern den Konflikt und verharmlosen den unmenschlichen Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 auf Israel und die folgenden Geiselnahmen. Dass die Kritik an den Reden erst später einsetzt, erinnert an das laute Schweigen in der Kulturszene nach dem Hamas-Angriff. Kunst und Kultur sind das Fundament für eine gelingende Demokratie. Sie hinterfragen Geschehen und sorgen für Dialog, wenn Hass lauter wird. So hat Roth der gesamten Szene und dem Friedensprozess im wahren Sinne einen Bärendienst erwiesen.

Katja.Kraft@ovb.net

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