Sage keiner, die Pisa-Studien seien nur folgenlose Trockenübungen. Man kann an den Tests viel aussetzen, aber es sind die einzigen Studien in einer Flut von Bildungsdiagnosen (oft minderer Qualität), die regelmäßig wachrütteln. Die jüngst bloßgelegten Wissenslücken in Mathematik und Deutsch haben die Kultusministerien wachgerüttelt. Bayern zieht daraus jetzt den durchaus logischen Schluss, genau diese beiden Fächer zu stärken. Warum dafür Englisch gekürzt wird und nicht Religion, muss man nicht verstehen. Aber das nur nebenbei.
Mit sechs Stunden mehr Deutsch und Mathe, verteilt auf vier Jahrgangsstufen, ist es allerdings nicht getan. Die Qualität des Unterrichts muss stimmen. Das Kultusministerium zieht die Zügel strenger an, kürzt die Kuschel-Pädagogik, setzt mehr auf verpflichtende Elemente. Tägliches Lesetraining, regelmäßiges „Screening“, mehr Rechtschreibübung. Alles gut, solange es maßvoll bleibt und die Lehrer nicht am Berg von Korrekturen verzweifeln. Und eine Frage bleibt: Warum wird eigentlich nur die Grundschule reformiert? Die Pisa-Studien testen 15-Jährige. Sind die Unterstufen der weiterführenden Schulen wirklich richtig konzipiert? Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien dürfen nicht so tun, als ginge sie das Ganze nichts an.
Dirk.Walter@ovb.net