Macron spricht über Bodentruppen

Große Geste, k(l)eine Hilfe

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel betreibt sehr aufschlussreiche Forschungsarbeit: Im „Ukraine Support Tracker“ hält es genau fest, welches Land in welchem Umfang die Ukraine unterstützt. Das Deutschland des oft als Zauderer hingestellten Olaf Scholz liegt bei den militärischen Hilfeleistungen mit 17,7 Milliarden Euro hinter den USA auf Platz 2. Die einzige EU-Atommacht Frankreich von Präsident Emmanuel Macron rangiert mit 0,6 Milliarden Euro auf Platz 16. Zum Vergleich: Nachbar Niederlande gibt mehr als sieben Mal so viel!

Da Macron diese Zahlen bekannt sein dürften, hinterlassen seine jüngsten Aussagen ein einziges großes Fragezeichen. Was soll das, „Monsieur le Président“? Bislang wird Paris seiner Rolle als europäische Großmacht in diesem Konflikt in keiner Weise gerecht. Trotzdem fabuliert Macron nach einer von ihm organisierten Konferenz um kurz vor Mitternacht über Nato-Bodentruppen auf ukrainischem Territorium. Das wäre die ultimative Eskalation, bevor man die kleinen Hausaufgaben macht. Derzeit scheitert der Westen daran, die ukrainischen Truppen auch nur mit genügend Munition zu versorgen. Selbst das, was von den USA und der EU versprochen wird, kommt viel zu spät bei den Verteidigern an. Dies ist der Hauptgrund für die jüngsten russischen Erfolge.

Macron rüttelt mit seinen Aussagen an einem absoluten Tabu und dürfte Olaf Scholz schwer verärgern. Im Auftreten könnten die beiden Staatschefs unterschiedlicher kaum sein: Hier der Präsident mit Hang zur großen Geste, dort der Kanzler, der seine Politik kaum erklärt. Gemein haben sie nur, dass sie innenpolitisch unter Druck stehen. Auch durch Freunde Russlands, die teils sogar Geld aus Moskau erhielten. Putin und sein Propagandaapparat reiben sich die Hände.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 1 von 11