Gleich vorweg: Es geht nicht darum, Abonnenten für die Bayerische Staatsoper oder die Münchner Philharmoniker heranzuzüchten, sondern um Grundsätzlicheres. Dass Deutschland laut Pisa-Studie nur Mittelklasse ist, bestreitet niemand. Doch nun Musik-, Kunst- und Werkunterricht auf eine bayerische Grundschul-Petitesse zusammenschnurren zu lassen, ist ein fataler Fehlschluss.
Gerade in den musischen Fächern werden – abseits des Faktenbüffelns – Grundlagen für Entscheidendes gelegt. Für soziale Kompetenz, für Kreativität und Fantasie, für das Denken von Zusammenhängen, für emotionales (Selbst-) Bewusstsein, fürs Miteinander in einer Welt, die sich längst nur noch auf Konkurrenzdruck gründet. Und dies übrigens, so viel zum hohen Anteil Nichtdeutscher in den Klassen, fast ohne Sprachbarrieren.
Dass eine Lehrkraft für drei Fächer zuständig sein soll, birgt eine weitere Gefahr. Fühlt sich der Mensch an der Tafel nicht kompetent genug für Musik und Kunst, dafür „nur“ fürs Werken, droht das Musische ganz aus dem Unterricht zu verschwinden. Abgesehen davon, dass sich Bayern laut Verfassung noch immer als Kulturstaat definiert: Die geplante Neustrukturierung des Unterrichts ist kontraproduktiv für die Entwicklung der Kinder und daher kurzsichtig. Hirnforscher scheinen da weiter zu sein als die Schulverantwortlichen im Freistaat.
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