Putins Rede an die Nation

Lassen wir uns nicht schrecken

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Keine Putin-Rede ohne maximale Drohung. Wieder einmal fabuliert der Kreml-Herrscher von der Zerstörung der Zivilisation (die eigene eingeschlossen), vom Einsatz von Nuklearwaffen, wissend, dass das gerade in Deutschland zuverlässig Krämpfe auslöst. Man kann nur wiederholen: Sehr vieles spricht dagegen, dass der Kreml das ernsthaft erwägt. China wäre als Partner verloren, eine US-Reaktion würde folgen, gewonnen wäre nichts, verloren alles. Putins Atom-Drohung ist reines Psychospielchen, das Entscheidungen im Westen verlangsamen und die Ukraine schwächen soll. Leider fruchtet die Taktik noch immer.

Vorsicht und vernünftige Abwägung der Risiken sind natürlich unverzichtbar. Doch gerade in Berlin sitzt man im entscheidenden Moment noch zu oft wie das Kaninchen vor der russischen Schlange. Während Putin vor einer ausgesuchten Jubelmenge in Moskau rote Linien zieht und manche im Westen verunsichert, erklärt der Kanzler vor aller Welt, was er auf keinen Fall tun wird. Beim Nein zur Taurus-Lieferung ist das besonders frappierend. Mit der von vielen Experten widerlegten Falschbehauptung, zur Steuerung der Raketen brauche es deutsche Soldaten in der Ukraine, bindet sich der Kanzler künstlich die Hände (denn Nato-Truppen sind offenbar Putins rote Linie) und erregt zudem völlig unnötigen Ärger bei Briten und Franzosen. Tragisch, weil das zurzeit die insgesamt große Ukraine-Hilfe aus Berlin überdeckt.

So routiniert, wie Putin mit einer nuklearen Eskalation droht, so routiniert sollten wir darauf reagieren. Sich schrecken zu lassen, führt zu nichts.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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