VON GEORG ANASTASIADIS
Der Spruch hat das Zeug zum deutschen Gassenhauer: Unser Land müsse endlich „machen statt nur wollen“, schimpft der Cheflobbyist der bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt. „Alarmierend“ nennt er die neue Zwischenbilanz seiner Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zur Energiewende. An die Nase fassen dürfen sich die Regierenden in München wie in Berlin: Nur sieben Windräder hat Bayern 2023 neu installiert. Das Zubautempo müsste 20 Mal so hoch sein, um die Verfügbarkeit von grünem Strom und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu gewährleisten, rechnet die vbw vor. Kaum besser sieht es beim Bau der großen Nord-Süd-Überlandstromleitungen aus, den berühmt-berüchtigten Seehofer’schen „Monstertrassen“. Von wegen „Deutschlandtempo“: Wegen der endlosen Genehmigungsverfahren ist der Fortschritt auch hier eine Schnecke.
So bleibt die Energiewende ein für die Bürger teurer und für etliche Betriebe lebensgefährlicher Torso. Industriestrom-Subventionen für global konkurrierende Großbetriebe, nach denen der vbw-Chef unverdrossen ruft, wird es wegen der leeren Kassen nicht geben. Und noch einen Rückschlag musste jüngst der grüne Klimaminister Habeck einstecken: Statt der nötigen 50 neuen Gas-Kraftwerksblöcke, die den Strom liefern sollen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, wird es jetzt nur 20 geben. Mehr ist nicht finanzierbar. Damit wackelt der Kohleausstieg 2030. Das Klima muss warten. Wichtiger war ja der Atomausstieg 2023. Dazu gestern der Bundesrechnungshof: „Die Energiewende ist nicht auf Kurs. Die Bundesregierung muss dringend umsteuern“. Diese Watschn hat sich die Ampel redlich verdient.
Georg.Anastasiadis@ovb.net