Weltfrauentag

Ist das überhaupt ein Tag zum Feiern?

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

Ist das nicht schön? Einen Tag lang dreht sich alles nur um die Frauen. Männer bringen ihren Partnerinnen, Müttern und Töchtern Blumen mit, es gibt Glückwünsche und Schokolade. Medien auf der ganzen Welt (auch unsere Zeitung) heben die Frauen in der Politik, in der Kultur und im Sport besonders hervor, berichten über Frauen in Männerbetrieben und Führungspositionen, über die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern und über Altersarmut bei Seniorinnen. Das sind alles wichtige Themen. Aber genau deshalb stellt sich die Frage, warum sie nur an einem Tag im Jahr so geballt im Fokus stehen.

In einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, müsste es keinen Frauentag geben. Zur Wahrheit gehört aber, dass es eben noch keine Gleichberechtigung gibt: Mütter verbringen auch im Jahr 2024 noch 40 Stunden die Woche mit unbezahlter Sorgearbeit. Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Ein Kind zu bekommen, ist für viele immer noch ein Karrierehindernis. Und das sind nur wenige Beispiele, die den Glückwünschen zum 8. März einen bitteren Nachgeschmack verleihen: Ist das überhaupt ein Tag zum Feiern?

Die Idee hinter dem Weltfrauentag ist durchaus richtig: Man braucht ab und zu einen Anlass, um Missstände sehen zu können. Der 8. März bewirkt aber leider auch folgenden Effekt: dass Frauen an diesem Tag als unemanzipierte, gar bedauernswerte Minderheit gesehen werden. Dafür gäbe es zwei Lösungen: den Frauentag abzuschaffen – oder jeden Tag zu einem Frauentag zu machen.

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