München – Die Republik Moldau ist nicht einmal halb so groß wie Bayern. Ein kleiner Fleck mit rund vier Millionen Einwohnern zwischen dem EU-Land Rumänien und der Ukraine. Eingekesselt zwischen Krieg und Frieden.
Seit der russischen Invasion in die Ukraine ist man in Moldau nervös. Nicht nur, weil das kleine Land mit 100 000 Flüchtlingen gemessen an der Bevölkerungsgröße die meisten Menschen aufgenommen hat, sondern auch wegen der Angst vor einem ähnlichen Schicksal wie in der Ukraine.
Denn zwischen Moldau und der Ukraine gibt es erschreckend viele Parallelen. Auch in Moldau hat sich Russland im Rahmen eines Krieges ein pro-russisches Separatisten-Gebiet gesichert. Ähnlich wie 2014 im ukrainischen Donbass.
Seither ist der kleine Streifen, der an die Ukraine grenzt, abtrünnig. Transnistrien hat eine eigene Währung (transnistrischer Rubel), eigene Pässe, eigene Sicherheitskräfte – sogar ein eigenes kyrillisches Alphabet. Gesprochen wird russisch, Gas aus Russland versorgt das Gebiet.
Währenddessen orientiert sich Moldau durchweg an der Europäischen Union. Ganz im Zeichen der Einigkeit nimmt die moldauische Präsidentin Maia Sandu diese Woche am EVP-Kongress im rumänischen Bukarest teil. „Liebe Ursula“, schreibt Sandu zu einem Bild, auf dem sie sich mit EVP-Kandidatin Ursula von der Leyen an den Händen hält. „Dein persönliches Engagement für unser Land hilft uns, stärker und widerstandsfähiger zu werden und der EU-Mitgliedschaft näher zu kommen.“
Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt trifft sich am Rande des Kongresses mit Sandu. Russland versuche, Moldau zu destabilisieren und die Stimmung in Transnistrien anzuheizen, warnt er danach.
Die Fühler Richtung EU sind bereits ausgestreckt: Seit Juni 2022 ist die Republik Moldau offiziell Beitrittskandidat. Am Donnerstag vereinbaren Sandu außerdem gemeinsam mit ihrem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron eine Zusammenarbeit bei der Verteidigung. Frankreich sicherte Moldau seine „unerschütterliche Unterstützung“ zu, wie Macron verkündet. Denn Moldau habe inakzeptable Verletzungen seines Luftraums durch Drohnen und Raketen aus Russland erleben müssen – ebenso wie eine versuchte Einflussnahmen, um die Bevölkerung zu spalten. Aber auch wirtschaftlich wollen die beiden Länder zusammenarbeiten.
Russlands Säbelrasseln gen Moldau sorgt gleichzeitig auch in Deutschland für Nervosität. Eine weitere russische Invasion würde einen weiteren Flüchtlingsstrom bedeuten. Deswegen fordert Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Gespräch mit unserer Zeitungsgruppe, „dass wir mit Georgien und Moldau ein Zuwanderungsabkommen schließen“. Deswegen brauche es in Deutschland „praktische Lösungen und vor allem auch ermöglichende und nicht nur sanktionierende Ausländerämter“. L. HUDELMAIER
UND PETER SIEBEN