Benjamin Netanjahu mag noch so stolz militärische Fortschritte im Gazastreifen verkünden – den Kampf um das Verständnis der Weltgemeinschaft für Israels Krieg gegen die Hamas hat er verloren. Selbst die treuesten Verbündeten wie Deutschland und die USA verbergen ihren Unmut über das gnadenlose Vorgehen gegen die Palästinenser nicht mehr. Es ist ein Armutszeugnis für Israel, wenn das US-Militär jetzt einen provisorischen Hafen für Hilfslieferungen auf dem Seeweg einrichten wird. Strategisch hätte es keinerlei Nachteil bedeutet, wenn Israel selbst solche Docks ermöglicht hätte – und vor allem, wenn mehr Lkw-Konvois mit Lebensmitteln und Medikamenten für die palästinensische Zivilbevölkerung durchgelassen würden. Die Sorge Israels, dass die Hamas die Hilfsgüter für ihre Kämpfer abgreift, ist berechtigt. Aber mit durch die Armee kontrollierter Verteilung lässt sich dieses Problem lösen. So bleibt der traurige Verdacht: Netanjahu und seinen radikalen Ministern ist das Leid palästinensischer Zivilisten völlig egal.
Mit dieser zynischen Haltung verspielt Israels Premier nicht nur die westliche Unterstützung, sondern auch die Zukunft Israels. Denn nach einem Sieg über die Hamas muss der jüdische Staat eine irgendwie geartete Koexistenz mit den Palästinensern suchen. Der Hass, den Netanjahu jetzt sät, aber auch die Fakten, die er mit seiner Siedlungspolitik schafft, machen Frieden unmöglich.
Klaus.Rimpel@ovb.net