Es könnte ein Tag zum Feiern sein: Heute vor 25 Jahren wurden Tschechien, Polen und Ungarn in die Nato aufgenommen. Länder des ehemaligen Ostblocks im westlichen Verteidigungsbündnis – ein historischer Schritt! 1999 hofften viele, die Spaltung Europas in Ost und West sei Geschichte. Der damalige US-Präsident Bill Clinton, der zum Jahrestag als Stargast in Prag weilt, dürfte heute an dieses Gefühl erinnern. Und natürlich ernste Worte an Moskau richten, das das friedliche Miteinander in Europa vor zwei Jahren endgültig beendet hat.
Die Zeiten sind nicht zum Feiern. Und wenn man ehrlich ist, befindet sich die Nato in keinem guten Zustand. Ungarn gehört zu den Hauptschuldigen. Erst blockierte Viktor Orbán den schwedischen Beitritt, weil ihm Stockholm nicht unterwürfig genug agierte. Jetzt will er die Wahl des niederländischen Premier Mark Rutte zum Nato-Generalsekretär verhindern, weil der ihm zu kritisch war. Und schließlich behindert er immer wieder ein einheitliches Vorgehen der EU gegenüber dem Aggressor Wladimir Putin.
Es war sicher kein Zufall, dass Orbán kurz vor dem Jahrestag seinem Freund Donald Trump einen Besuch abstattete. Jenem Präsidentschaftskandidaten, der die Nato mehrfach angezählt hat und unlängst die Beistandspflicht infrage stellte. Der Besuch war auch ein diplomatischer Affront gegenüber Amtsinhaber Joe Biden. Aber Gepflogenheiten und Kinderstube scheinen beide Herren ohnehin nicht zu interessieren. Tolle Verbündete!
Mike.Schier@ovb.net