VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER
Israel wirft Bomben auf Gaza, seine engsten Verbündeten werfen Brot. Darf man die Lage im Kriegsgebiet auf diese verstörende Formel verknappen? Dass nun die Bundeswehr in die Hilfsflüge einsteigt, ist jedenfalls ein dramatisches Signal. Humanitär ist das zweifellos nötig, die Menschen im Gaza-Streifen verhungern. Politisch steckt im Luftwaffen-Auslandseinsatz eine drastische Warnung an Israel: Ihr habt das Maß verloren.
Die deutsche (und amerikanische) Israel-Politik bewegt sich durch ein Spannungsfeld: Ja, wir sind engste Freunde, Israels Sicherheit ist ohne Wenn und Aber Teil unserer Staatsräson. Ja, auch im eigenen Land haben wir alle Hände voll zu tun, gegen Antisemiten zu kämpfen, gegen zugewanderte wie hier radikalisierte. Ja, Israel ist Opfer der barbarischen Hamas-Angriffe, des extremen Hasses von Terroristen, geworden. Aber nein: Das ist kein Freibrief für schrankenlose Rache, sondern für eine gezielte militärische Zerstörung der Hamas bei weitestmöglicher Minderung ziviler Schäden. Was auch einfacher klingt, als es in der Realität ist, weil den Hamas-Terroristen Menschenopfer hier wie dort gleichgültig sind.
Glasklar haben (nach vielen anderen Staaten) nun auch Deutschland und die USA die Geduld verloren mit Israels radikalem Regierungschef Netanjahu. Er stellt sich aus innenpolitischem Kalkül taub für jeden guten Rat. Das politische Leitziel des Westens muss dennoch klar sein: eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten. Ganz sicher muss dafür die Hamas weg. Netanjahu vielleicht auch.
Christian.Deutschlaender@ovb.net