Weimarer Dreieck

Ein Treffen genügt nicht

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

Putin wird dieses Wochenende die Korken knallen lassen. Während er mit seiner längst entschiedenen Wiederwahl seine Macht zementiert, verzweifelt Europa auch nach zwei Jahren Krieg noch an einer grundlegenden Frage: Wie können die Ukraine-Unterstützer dem Kremlchef selbstbewusst entgegentreten, ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten? Beim Treffen des „Weimarer Dreiecks“ hat man sich zwar auf mehr Waffen für die Ukraine geeinigt (wichtig), aber immer noch keine glaubwürdige Einheit präsentiert. Macron will Moskau abermals mit Gedankenspielen zu Bodentruppen in der Ukraine erschrecken. Scholz bemüht sich, diese Ideen schnell im Keim zu ersticken. Und Tusk wird – so hoch die Erwartungen an ihn auch sind – diesen Scherbenhaufen beim ersten Treffen mit den beiden nicht zusammenkehren können.

Als Ex-Chef des Europäischen Rats ist Tusk eigentlich der ideale Kandidat, um das Weimarer Dreieck wieder aufleben zu lassen. Dazu muss er aber zwischen Deutschland und Frankreich vermitteln – und nicht die Streitigkeiten als „böse Gerüchte“ verkaufen. Macron weiß, dass er den Kanzler provoziert, wenn er am Abend vor seiner Berlin-Reise im Fernsehen wieder von Nato-Soldaten in der Ukraine spricht. Und Scholz weiß, dass Macron in seinem Taurus-Nein Feigheit sieht. Da hilft es dem Kanzler auch nicht, ständig zu betonen, auf Platz 1 der europäischen Ukraine-Helfer zu stehen. Im Umgang mit Russland schadet ein innereuropäisches Kräftemessen nur. Scholz, Macron und Tusk müssen eine gemeinsame Haltung finden, wie weit sie bereit sind, für die Unterstützung der Ukraine zu gehen. Noch sind sie weit davon entfernt.

redaktion@ovb.net

Artikel 1 von 11