Niedrige Geburtenrate

Kein Thema für die politische Agenda

von Redaktion

VON LEONIE HUDELMAIER

Kriege, Klimawandel und Katastrophen: Wer will in diese Welt noch Kinder setzen? Die niedrige Geburtenrate scheint ein Beweis für dieses gesamtgesellschaftliche Stimmungsbild in Deutschland zu sein. Und ja, die Bedrohung auf so vielen Ebenen ist sicher einer der Gründe, warum sich Paare gegen eine Familie entscheiden.

Aber es gibt auch ganz private Gründe dafür. Noch immer überlegen sich Frauen, ob und wann ein Kind mit der eigenen Karriere vereinbar ist. Denn noch immer bleiben wöchentlich neun Stunden mehr Sorgearbeit, also Haushalt, Kinderbetreuung oder Pflege, an ihnen hängen – diese Zeit fehlt dann logischerweise an anderer Stelle. Gleichzeitig bleiben Kitaplätze noch immer viel zu oft ein Luxusgut. Und unterstützende Großeltern wohnen längst nicht mehr selbstverständlich nebenan. Es ist also auch ein Zusammenspiel vieler Aspekte.

Einen Sündenbock für den Tiefstand der Geburtenrate zu suchen, ist praktisch politischer Reflex. Die Union keilt auch deswegen wie immer gegen die Ampel. Die AfD versucht – wider aller Fortschrittsbewegungen – schon länger, mit verstörenden sozial- und wirtschaftspolitischen Ansätzen, deutsche Frauen fürs Kinderkriegen zu begeistern. Den familiären Nachwuchs aber jetzt für die politische Agenda zu missbrauchen, ist absolut unangebracht. Denn der eigene Kinderwunsch ist und bleibt noch immer etwas zutiefst Privates.

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