Es fühlt sich an wie im Spiegelkabinett der Gesetze: Da gibt’s ein Verbot, Ausnahmen vom Verbot, Ausnahmen von den Ausnahmen, einen Gerichtsprozess – und mittendrin stehen wir Normalbürger, denen schwindlig werden kann vor lauter Hin und Her. So ist das beim Münchner Diesel-Verbot. Das gestrige Gerichtsurteil, das die Stadt zum Nachschärfen der Regeln zwingt, ist nur eine Zwischenstation. Jetzt muss der Stadtrat zum x-ten Mal beraten, welche Straße wie für welche Art von Auto gesperrt werden soll, damit die Luft an der Landshuter Allee und der Moosacher Straße besser wird. Das Ziel – eine gesunde Umgebung für alle – ist alle Mühen wert, aber der aktuelle Weg: ein Irrwitz! OB Reiter mahnt zu Recht zur Verhältnismäßigkeit und stellt sich gegen komplette Sperrzonen, wenn’s nur um zwei Brennpunkte geht.
Eigentlich müsste man aber grundlegender denken. Jeder, der einen Sohn oder eine Tochter erzieht, weiß: Verbote sind zwar immer wieder mal nötig, aber wer ein Kind auf einen geraden, erfolgreichen und glücklichen Weg bringen will, der muss erst mal für den richtigen Rahmen sorgen. Es passt da wie die Faust aufs Auge, dass grad gestern bekannt wurde: Münchens öffentlicher Nahverkehr wird beziehungsweise bleibt ausgedünnt.
Wenn wir’s ernst meinen mit der guten Luft, dann müssen wir nicht alle zwei Monate neu überlegen, welche Autos wir VERbieten. Dann müssen wir erst mal vernünftige Alternativen ANbieten.
Ulrich.Heichele@ovb.net