VON DIRK WALTER
Wie oft hat man das schon gehört? „Schneller, besser, effizienter“ will die Deutsche Bahn werden. Das ist das Versprechen, das Konzernchef Lutz schon unzählige Male abgegeben hat. Gestern wieder. Wer wird ihm das noch glauben? Die Wahrheit war in der Vergangenheit eine andere: Langsamer, unzuverlässiger, unwirtschaftlicher – das ist der Zustand der DB heute.
Es ist nicht so, dass es keine positiven Nachrichten geben würde: Trotz vieler frustrierender Reiseerlebnisse fahren wieder mehr Menschen mit der Bahn. Aber Anzeichen, dass der DB-Konzern demnächst den großen Umkehrschwung schafft, gibt es nicht. Im Juli beginnt die sogenannte Korridorsanierung – bis 2030 werden 40 hochbelastete Strecken Stück für Stück monatelang total gesperrt und saniert. Das ist sinnvoll, gewiss, aber es lähmt den Bahnbetrieb abschnittsweise über Jahre.
Der Bahnvorstand flüchtet sich in Zweckoptimismus. Lutz verspricht, die bescheidene Pünktlichkeit der ICE-Flotte um fast astronomische sechs Prozent zu steigern, die von Misserfolg gebeutelte Gütersparte soll „verschlankt“ und „profitabel“ werden. Diese ewigen Versprechen! Glaubwürdiger wäre es, würde der Vorstand endlich mal unpopuläre Wahrheiten verkünden. Etwa diese: Liebe Fahrgäste, die Infrastruktur ist dank Versäumnissen der vergangenen 30 Jahre verlottert. Es wurde auch zu lange zu einseitig auf das Auto gesetzt. Wir müssen durch ein Tal der Tränen – es wird lange dauern, und ob es besser wird, ist noch längst nicht erwiesen.
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