Söder und Merz uneins über Koalition

Schwarz-grüner Zankapfel

von Redaktion

VON GEORG ANASTASIADIS

Friedrich Merz hat tief in die Glaskugel geschaut – und darin Bundestags-Neuwahlen schon im September erspäht. Doch nicht nur das. Dem CDU-Orakel ist dort auch eine wunderschöne grüne Fee begegnet, eine, die laut Merz „Realitäten sehr schnell anzunehmen in der Lage ist, zumindest in der Außen- und Sicherheitspolitik“. An der Cannabis-Freigabe durch die Ampel kann’s nicht gelegen haben: Merz’ erste (und angeblich einzige) Berührung mit dem Rauschmittel liegt lange zurück und war nach Darstellung des Konsumenten „furchtbar“.

Wahrscheinlicher ist, dass der CDU-Chef gerade an einem strategischen Schwenk bastelt: Seit sich die SPD unter Führung ihres Fraktionschefs Mützenich in Sachen Ukrainekrieg neu positioniert, schrumpfen die Schnittmengen der Union mit den Genossen und wachsen jene mit den Grünen. Die wollen, wie CDU und CSU, den Aggressor Putin nicht beschwichtigen, sondern abschrecken. Die Frage, wie Deutschland Frieden und Sicherheit am besten verteidigt, rückt zunehmend in den Mittelpunkt. Scheitert die Ampel am Streit über Haushalt und Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik, liegt die tot geglaubte schwarz-grüne Option wieder auf dem Tisch.

Das aber ist Markus Söder ein Graus. Der CSU-Chef versucht sich als brutalstmöglicher Verhinderer von Schwarz-Grün die Nervensäge Aiwanger vom Leib zu halten. Sein Albtraum: ein Wahlkampf, in dem Aiwanger mit dem Slogan „Wer Schwarz wählt, kriegt Grün“ durch Bayern zieht und ihm die Wähler ausspannt. Just am selben Tag, da Merz Baerbock, Habeck und Co. seinen „Respekt“ bekundete, wünschte Söder den Grünen eine „lange Auszeit“. Vielleicht sollten die in der Koalitionsfrage notorisch uneinigen Unions-Häuptlinge mal gemeinsam was rauchen, zum Beispiel die Friedenspfeife.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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