München – Während Friedrich Merz die Grünen umwirbt, verliert die Partei in der Bevölkerung immer mehr Sympathien: Laut einer „Allensbach“-Umfrage im Auftrag der „FAZ“ haben 56 Prozent der Befragten angegeben, dass ihnen die Grünen „gar nicht gefallen“ – dieser Wert lag 2019 noch bei 25 Prozent. Zugleich finden nur noch acht Prozent die Grünen „alles in allem gut“ (2019: 18 Prozent).
Der schwindende Rückhalt für die Grünen ist demnach in erster Linie auf die generelle Unzufriedenheit mit der Ampel zurückzuführen: Nur noch sechs Prozent der Bürger sind mit der Arbeit der Koalition zufrieden, 66 Prozent enttäuscht, heißt es. Die Grünen müssten dafür am meisten büßen, weil sie in der Ampel als dominanteste Kraft gesehen werden. Bereits im Frühjahr 2022 glaubten 35 Prozent der Befragten, dass die Grünen die prägende Kraft in der Koalition seien – nur 24 Prozent haben hingegen die Kanzlerpartei SPD an der Spitze gesehen.
Inzwischen hat sich dieser Trend noch weiter verschärft: Heute glauben sogar 43 Prozent, dass die Grünen in der Ampel am meisten zu sagen haben (nur zehn Prozent sehen das positiv). Selbst die FDP als kleinste Ampel-Partei hat in der Wahrnehmung der Bürger mehr Mitspracherecht als die SPD – 19 Prozent sehen die Liberalen als prägendste Kraft, nur zehn Prozent sprechen das den Sozialdemokraten zu.
Für die Umfrage wurde den Teilnehmern außerdem eine Situation geschildert, bei der Redner aller drei Ampel-Partner sprechen und einer von ihnen ausgebuht wird. 55 Prozent sind davon überzeugt, dass es sich dabei nur um einen Grünen-Redner handeln konnte – 13 Prozent haben einen FDP-Politiker vermutet und nur sieben Prozent einen von der SPD.
Als Gründe für die Abneigung gegen die Grünen geben die Befragten unrealistische Ziele an (80 Prozent sehen das so), eine unzureichende Wirtschaftskompetenz (ebenfalls 80 Prozent), ihre Energiepolitik (71), Hybris (62) und eine zu enge Ausrichtung auf Klimapolitik (61). Auch unter denjenigen, die die Grünen insgesamt nicht allzu kritisch sehen, finden 67 Prozent, dass sie den Bürgern zu viele Vorschriften machen.
Trotzdem kommen von den drei Koalitionspartnern derzeit nur die Grünen annähernd an ihr Bundestagswahl-Ergebnis von 14,8 Prozent – aktuell schwanken sie, je nach Umfrage, zwischen 13 und 15 Prozent. Die grüne Co-Fraktionschefin Katharina Dröge sieht ihre Partei vor allem deshalb nicht in einer Krise. „Das sind für mich erst mal große Vertrauensbeweise“, findet sie. Die „harte Währung“ seien aber nach wie vor Wahlergebnisse, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Und: „Bei der wiederholten Bundestagswahl in Berlin konnten die Grünen sich sogar verbessern.“
Trotzdem ist sie von der Vorstellung, Volkspartei zu werden, derzeit weit entfernt. Während sich 2021 jeder Dritte, teilweise sogar 40 Prozent, vorstellen konnte, die Grünen zu wählen, liegt dieser Wert heute nur noch bei 23 Prozent. Das könnte daran liegen, dass sich die Partei in den Augen vieler zu wenig für die innenpolitischen Belange Deutschlands einsetzt: 69 Prozent meinen, die Grünen engagieren sich für die Ukraine – aber nur wenige haben den Eindruck, dass sie sich um eine Begrenzung der Zuwanderung kümmern (vier Prozent), um eine Stärkung der Wirtschaft (elf Prozent) und um gute Schulen (18 Prozent). kab